Festakt in der Pankratiuskirche für drei Jubiläen

Geburtstage, vor allem, wenn es historische sind, werden entsprechend gefeiert. Am Samstag kamen deshalb viele Gäste in der St. Pankratiuskirche in Anholt zusammen, um in Form eines Festaktes gleich drei Jubiläen zu feiern. Vor 675 bekam Anholt die Stadtrechte verliehen, vor 160 Jahre wurde die Kirche geweiht und vor 75 Jahre gründeten heimatverbundene Anholter den Heimatverein. Durch den Festakt führte die Archivarin der Stadt Isselburg, Maria Nehling. Neben vielen Anholter Bürgern, zu denen auch S.D. Carl Philipp Fürst zu Salm-Salm gehört, ließen es sich die Bürgermeister Thomas Kerkhoff aus Bocholt, Jürgen Bernsmann aus Rhede und Anton Stapelkamp Aalten/NL, sowie Bodo Wißen, stellv. Bürgermeister aus Rees und Landrat Dr. Kai Zwicker nicht nehmen, den drei Jubilaren zu gratulieren.

Isselburgs Bürgermeister Michael Carbanje stellte in seiner Rede das Motto heraus, dass auf alle drei Institutionen zutrifft: „Altes bewahren-Zukunft gestalten“. Und der Bürgermeister nahm die nachfolgenden Generationen in die Pflicht: „Das Andenken und die Verdienste zu würdigen, dass die Gründer und Verantwortlichen der drei Institutionen in hohem Maße verdient haben, ist Aufgabe der nachfolgenden Generationen.“

Angehörige eines verstorbenen niederländischen Piloten unter den Gästen

Familienmitglieder des verstorbenen niederländischen Piloten waren Gäste bei dem Festakt (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Einen besonderen Platz nahm in den Ausführungen von Maria Nehling ein Mann ein, dessen Namen den Wenigsten bekannt sein dürfte. „Wer war eigentlich Hero Hendrikus Musch?“ Der Pilot der niederländischen Luftwaffe hat vermutlich am 22. September 1969 vielen Bewohnern von Anholt das Leben gerettet. Wie die Archivarin erläuterte, startete der Pilot gegen 11 Uhr vom niederländischen Luftwaffenstützpunkt Volkal (Nähe Nimwegen). Nur wenig später flog die Maschine – eine Rachfahne hinter sich herziehend – in niedriger Höhe über Anholt. Hero Musch setzte keinen Notruf ab und betätigte auch nicht den Schleudersitz. Vielmehr brachte er das Flugzeug kontrolliert im Vehlinger Wald zum Absturz und ließ es nicht unkontrolliert über Anholt abstürzen. Durch den Aufprall kam Hero Hendrikus Musch im Alter von 39 Jahre ums Leben. Als besondere Gäste waren nun seine beiden Söhne und seine Tochter in der Anholter Pankratiuskirche bei dem Festakt dabei.

Marianne Meyer blickte auf die Zeit des Wiederaufbaus zurück

Landrat Dr. Kai Zwicker stellte die Bedeutung der ehemals selbständigen Stadt Anholt, aber auch den heutigen Stadtteil der Stadt Isselburg heraus. Hierbei nannte er auch die Unterzeichnung des Staatsvertrags zwischen Deutschland und der Niederlande am 23. Mai 1991. Aaltens Bürgermeister Anton Stapelkamp wies auf die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Niederländern hin. “Es gibt in beiden Ländern soviel Schönes zu entdecken, dass sich ein Besuch im jeweiligen Nachbarland lohnt”, erklärte Stapelkamp. Die Vorsitzende des Anholter Heimatvereins Marianne Meyer blickte zurück auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg und erinnerte an die Zerstörungen der Stadt. “Wie durch ein Wunder wurde das Rathaus kaum beschädigt”, meinte die Vorsitzende und ergänzte, dass daraus auch die Kraft des Aufbaus entstand.”Heute ist sie – neben der Wasserburg – auch für Touristen ein Anlaufpunkt.”

Dr. Volker Tschuschke erklärte, dass die ehemalige Stadt Anholt ihre Selbständigkeit nicht freiwillig aufgegeben hat (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Selbständigkeit nicht freiwillig abgegeben

Dr. Volker Tschuschke – beim Kreis Borken zuständig für den Bereich Kultur – ging auf den Beginn und das Ende der Anholter Stadtrechte ein und bemerkte dabei, dass das Ende nicht freiwillig, sondern von der großen Politik der Stadt und seinen Bewohner aufgezwungen wurde. Gleiches gilt auch für die aktuelle Situation der Kirchengemeinde St. Franziskus, die aus den vier Gemeinden St. Pankratius, St. Bartholomäus, St.Trinitas und St. Peter und Paul entstanden ist. „Vor 160 Jahre erhielt das kleine Anholt eine Kirche, die damals wie heute einfach beeindruckend ist“, erklärte Volker Tschuschke, der nachfolgend auf den Heimatverein einging. „Der Anholter Heimatverein wurde 1947 gegründet – im gleichen Jahr feierte Anholt sein 600-jähriges Bestehen als Stadt.“ Tschuschke zufolge wurde der Heimatverein aber nicht wegen dem Jubiläum gegründet, sondern weil heimatverbundene Menschen sich für die Bewahrung der Anholter Geschichte, aber auch für die Zukunft einsetzen wollten.

S.D. Carl Philipp Fürst zu Salm-Salm eröffnete die Ausstellung, deren Schirmherr er auch ist (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Früher eine schmucke Stadt – heute eher weniger schön

Auch S.D. Carl Philipp Fürst zu Salm-Salm ging kurz auf die Anholter Historie ein und erklärte, dass Anholt als Stadt 628 Jahre bestand hatte, bis man ihr 1975 die Stadtrechte entzogen hat. „Aber der Zusammenhalt der Anholter ist geblieben und den kann uns auch keiner nehmen“, bekräftigte der Fürst. Im Verlauf ihrer Ausführungen hatte Maria Nehling deutlich gemacht, dass Anholt einst eine schmucke Stadt war. „Heute ist sie allerdings eher weniger schön“, erklärte die Archivarin. Den Abschluss des offiziellen Festaktes bildete die Eröffnung der Bilderausstellung durch Fürst Carl Philipp, der auch die Schirmherrschaft dafür übernommen hatte. Der Pfarrcäcilienchor Anholt, sowie ein Saxophon-Quartet der Musikschule präsentierten in der Kirche musikalische Zwischenstücke.

Nach dem offiziellen Teil in der Kirche ging es dann zum gemütlichen Teil über. Zwischen der Kirche und dem Pfarrheim standen die Besucher in kleinen Gruppen zusammen, um sich bei heiße Speisen, kalten Getränken, Popcorn, oder Eis aus dem Tiki-Eiswagen, zu unterhalten. Für die musikalische Unterhaltung sorgte Theo Theissen am Piano.

Hier gibt es die Fotos vom Festakt