Seit 2005 gibt es in der Isselburger Nachbarschaft, direkt hinter der Grenze zur Niederlande die Gemeinde Oude Ijsselstreek. Sie ist genau, wie die Stadt Isselburg, eine Patchwork-Gemeinde, wurde sie doch aus Gemeinden wie Ulft, Gendringen, Megchelen, Terborg und noch einigen anderen zusammengesetzt. Was verbindet die beiden Gemeinden, oder was trennt sie? In einem Gespräch mit Bürgermeister Otwin van Dijk, stellte sich heraus, dass es mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede gibt.
War es auf deutscher Seite die kommunale Neuordnung 1975, bei der sechs Gemeinden zu einer Stadt zusammengeführt wurden, so gab es das gleiche Prozedere auf der niederländischen Seite 2005. Dort waren es 15 einzelne Gemeinden die zur Stadt Oude Ijsselstreek wurden. Und hüben, wie drüben waren nicht alle Gemeinden darüber begeistert, ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Die Bewohner sind noch immer ihrem Heimatort verbunden und wohnen in Terborg oder Gendringen, nicht aber in Oude Ijsselstreek. Das gilt auch auf dieser Seite, denn die Werther oder Heeldener wohnen eben in Werth oder Heelden, nicht aber in der Stadt Isselburg. Beiderseits der Grenze gibt es also noch immer das Ortsteildenken, wenn auch in kleinem Stil.
Synergien schaffen
Was macht die Situation der beiden Städte aus, die “nur” durch die Landesgrenze getrennt sind? “Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten, aber auch Dinge, die, wenn beide Seiten daran arbeiten, noch verbessert werden könnten”, ist sich Bürgermeister van Dijk sicher. Ein Beispiel für eine gut funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind die beiden Feuerwehren aus Gendringen und Anholt. Die Brandweer auf der niederländischen und der Löschzug auf der deutschen Seite führen gemeinsame Übungen durch, um im Extremfall auch gemeinsam Lösch- und Rettungsmaßnahmen durchführen zu können. Ein weiteres Beispiel sind die Heimatvereine diesseits und jenseits der Grenze, die gemeinsame Veranstaltungen planen und durchführen. “Auch im touristischen Bereich kann es Synergieeffekte geben”, erklärt van Dijk und führt hier Haus Landfort auf der niederländischen und die Wasserburg Anholt auf deutscher Seite an. “Da bietet sich sich doch eine Radtour oder ein Spaziergang über die Grenze hinweg direkt an, zumal die Natur die beiden Gemeinden verbindet und die Grenze doch nur auf dem Papier besteht”, meint der Bürgermeister.
Das unbekannte Kulturleben
Das gilt aber augenscheinlich nicht für den sportlichen Bereich. “Es müsste doch möglich sein, dass Fußballmannschaften aus Werth, Isselburg oder Anholt gegen Vereine aus Ulft, Gendringen oder Terborg spielen”, sagt Otwin van Dijk. Und damit sind wir schon bei Themen, wo die Grenze dann doch wieder eine Rolle spielt. Nicht nur im sportlichen Bereich, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass es schon eine Verbindung gerade der Fußballer aus Anholt und denen aus Gendringen oder Ulft gab und vielleicht auch noch gibt. Was ist mit dem kulturellen Bereich? Da herrscht allgemeine Unkenntnis darüber, was gerade in der Nachbarstadt diesseits und jenseits der Grenze geboten wird. In Ulft gibt es die “DRU Cultuurfabrik”, die man durchaus als kulturelles Zentrum bezeichnen kann. Mit Veranstaltungen vom Rockkonzert über Lesungen bis hin zu Theateraufführungen bietet die DRU ein umfangreiches Jahresprogramm. Nur wer weiß das hier? “Da könnte man viel mehr machen”, ist sich Bürgermeister van Dijk sicher. Gleiches gilt selbstredend auch für Veranstaltungen in der Stadt Isselburg. Bestes Beispiel waren die vier Veranstaltungen “Sommerabende” im vergangenen Jahr. Auch der Konzertabend mit Stefan Paßerschroer 2022 in den Räumen des Parkhotels Wasserburg war auf der niederländischen Seite eher nicht bekannt. Es gibt also durchaus noch Möglichkeiten, “das Gemeinsame” zu verstärken. Das funktioniert beim Einkaufen und auch im Bereich der Gastronomie. “Im anderen Land einkaufen oder Essen gehen hat was von Urlaub”, meint Otwin van Dijk. Die Niederländer lieben die vielfältige Gastronomie im Nachbarland. Und seinen wir deutschen Grenzgänger doch mal ehrlich: Nirgendwo schmeckt die “Frikandel-speciaal” so gut, wie im Nachbarland
Locker, kreativ und gut im Straßenbau
Auf die Frage, wie der Bürgermeister seine Landsleute beschreiben würde, beschrieb er nicht nur die Niederländer allgemein, sondern wohl auch sich selbst: “Wir sind kreativ, kontaktfreudig, locker und mögen keine Hierarchien”. Mit einem etwas verschmitztem Lächeln in Form eines kleinen Seitenhiebs fügte er hinzu, dass die Niederländer durchaus schnell gute Straßen bauen können.
Viermal größer als Isselburg
Oude Ijsselstreek ist eine Stadt, die aus 15 Einzelgemeinden besteht und ein Gebiet von ca. 140 qkm umfasst. Mit ca. 40.000 Einwohner ist sie ca. fast viermal so groß, wie die Stadt Isselburg. Der Verwaltungssitz ist in Gendringen. Seit Juli 2016 ist Otwin van Dijk Bürgermeister der Stadt.