1.404 Personen im Kirchenkreis kehrten der evangelischen Kirche den Rücken

78.146 Menschen waren im vergangen Jahr Mitglied in einer der 20 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken – das belegen die aktuellen Hochrechnungen der Westfälischen Kirche von Westfalen für das Jahr 2022. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von 2 Prozent – der höchste Verlust, den der Kirchenkreis seit Jahren zu verzeichnen hat. 2021 hatte der Rückgang noch bei 1,5 Prozent gelegen, heißt es in einer Pressemitteilung des evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, zu dem auch die Kirchengemeinden Anholt, Werth und Suderwick gehören.

Vielfältige Begründungen für den Austritt

Der größte Faktor waren dabei die Kirchenaustritte. 1.404 Menschen im Kirchenkreis kehrten der evangelischen Kirche den Rücken. Damit ist der Faktor der Austritte erstmals höher als der Faktor der Todesfälle (1.131). Im Jahr davor hatte sich ein anderes Bild gezeigt, 2021 verzeichnete der Kirchenkreis 1.160 Todesfälle und 901 Austritte. Mit der hohen Zahl der Kirchenaustritte bestätigt sich der Trend, den eine repräsentative Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD im Jahr 2021 beschrieben hatte. Die Begründungen für einen Austritt aus der Evangelischen Kirche sind demnach vielfältig. Sie reichen insbesondere bei jüngeren Leuten von wirtschaftlichen Erwägungen angesichts der allgemeinen Teuerungsrate bis hin zu einer zunehmenden generellen Entfremdung von kirchlichen Formen und Glaubensäußerungen. Seltener stehen konkrete Anlässe oder Themen, wie etwa die Befassung mit Fällen sexualisierter Gewalt, im Fokus. Erfreulich ist die Zahl der Taufen: Sie beliefen sich im Jahr 2022 auf 742 (2021: 574). Damit übertraf die Zahl der neu Getauften sogar die Zahl aus dem letzten Vor-Coronajahr 2019 (711). 80 Personen aus dem Kirchenkreis entschieden sich, neu in die Evangelische Kirche einzutreten, dies stellt einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 19 % dar.

Die Distanz zur Kirche wächst

Superintendentin Susanne Falcke (Foto: Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken)

„Wir befinden uns nicht unbedingt in einer Glaubenskrise, aber in einer manifesten Kirchenkrise. Der Vertrauensvorschuss, der unsere Arbeit in den letzten Jahrzehnten befördert hat, ist weitgehend aufgebraucht. Die Distanz zur Kirche wächst klar erkennbar,“ so Susanne Falcke, leitende Theologin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Gleichwohl ist sie überzeugt: „Unsere Stimme und unsere kirchlichen Orte bleiben auch in Zukunft wichtig, weil es auch Morgen und Übermorgen Menschen geben wird, denen die Worte der Bibel oder Räume des Gebetes wohltun.“ Falcke weiter: „Ich freue mich über all die Menschen, die sich trotz des spürbaren Gegenwinds nach wie vor mit viel Herzblut in die kirchliche Arbeit einbringen.“ Die Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche von Westfalen ist 2022 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent auf 2.001.000 zurückgegangen.