Reinhold Pries ist seit 12 Jahren Dorfausrufer in Werth

Die Tätigkeit des Dorfausrufers stammt noch aus früheren Zeiten, als amtliche Nachrichten und Bekanntmachungen in einer Gemeinde mündlich durch einen Gemeindediener verbreitet wurden. In verschiedenen Gegenden wurde der Gemeindediener darum auch als Ausrufer bezeichnet. Um sich Gehör zu verschaffen, nutzte er oftmals eine Glocke. Nun werden Nachten in der heutigen Zeit eher durch die unterschiedlichsten Medien verbreitet, so dass man einen Dorfausrufer eigentlich nicht mehr benötigt. Aber in vielen Regionen – auch im Ausland – wird die Tradition der Dorfausrufer allerdings weiterhin gepflegt. Reinhold Pries aus Werth ist einer von ihnen.

Dorfausrufer Reinhold Pries mit Kluft und Glocke (Foto: Frithjof Nowakewitz)

RTL-Bericht war die Initialzündung

“Der Werther Heimatverein hat 2010 über einen Zeitungsartikel einen Dorfausrufer gesucht”, erzählte Reinhold Pries. Für den Artikel stellte sich Pries gemeinsam mit seinem Enkel Felix und einer Glocke in der Hand für ein Foto zur Verfügung. “Geholfen hat der Artikel nicht, denn es hat sich niemand darauf gemeldet”, sagt Pries. Bei einer später stattfindenden Besprechung im Heimathaus erhielt Friedhelm Scheewel einen Anruf vom Fernsehsender RTL, der für eine Abendschau über dieses seltene Thema des Dorfausrufers berichten wollten. “Also musste ich noch einmal ran”, meinte Pries und fügte hinzu, dass es im Heimathaus eine passende Kluft gab, die auch noch genau passte. Das war dann die Initialzündung dafür, dass Reinhold Pries seit dem 15 Oktober 2010 der Werther Dorfausrufer ist. “Meine erste Amtshandlung war die Eröffnung des Plattdeutschen Abend”, meinte Pries. Allerdings ist er nicht der erste Dorfausrufer in Werth, denn die gab es mit Unterbrechungen nachweislich schon seit 1935 – und wahrscheinlich auch schon in früheren Jahrhunderten.

“Ich will alle Dorfausrufer zum Jubiläum nach Werth einladen”

Seit 2010 ist Reinhold Pries in seiner Eigenschaft als Dorfausrufer schon ein bisschen rumgekommen. Es gibt jährlich verschiedene Treffen in immer unterschiedlichen Städten und auch die Deutsche Meisterschaft, die alle drei Jahre immer in Neustadtgödens (Landkreis Friesland) stattfindet. Reinhold Pries ist bislang immer dabei gewesen. “Ich war nie unter den ersten Drei, allerdings auch noch nie unter den letzten Drei”, meinte Pries lächelnd. Besonders haben ihm die Treffen in den niederländischen Gemeinden Hattem und Kampen 2016 und 2017 gefallen. “Die holländischen Veranstaltungen waren schon klasse”, erinnerte sich Pries und sagte, dass das nächste Treffen im kommenden Jahr in Ottendorf (Nähe Cuxhaven) stattfindet. “Das Hotel dafür habe ich schon gebucht”, meinte der Werther Dorfausrufer. Teilnehmen will er auch an der nächsten Meisterschaft, die 2025 stattfindet. Zudem steuert Reinhold Pries gedanklich schon auf das Jahr 2026 zu, denn dann feiert Werth die Verleihung der Stadtrechte vor 600 Jahre. “Da würde ich gern alle Dorfausrufer als besondere Attraktion nach Werth einladen”, erklärt Pries.  

“Ich mach das gern – deshalb mach ich auch weiter”

Enttäuschend findet Reinhold Pries, dass in Werth kaum einer Notiz von der Tätigkeit als Dorfausrufer nimmt. Bis 2017 hat Pries im Ort an 10 bis 15 festen Punkten seine Nachrichten verkündet, egal ob es Veranstaltungen der Feuerwehr, des Schützenvereins oder des Heimatvereins waren. Das macht er jetzt nicht mehr. “Es interessiert hier keinen mehr”, meint Pries etwas frustriert. Unterkriegen lassen will er sich aber nicht: “Ich mach das gern und deshalb mach ich auch weiter.”