Seit 1949 gibt es in Isselburg den Kolpingkarneval, der bislang nur 1991 wegen des Golfkrieges und 2020/21 und 2021/22 wegen der Coronapandemie ausgefallen ist. Nun steht fest, dass es auch in der Session 2022/2023 keinen Karneval in Isselburg geben wird. Und möglicherweise ist es auch das Ende des Isselburger Karnevals überhaupt. Warum das so ist, erläuterten Nicki Feldhaus und Christoph Kock, die beide ihr Amt als Karnevalspräsidenten niedergelegt haben.
Die beiden – nun ehemaligen – Präsidenten sind sich darin einig, dass es jetzt Zeit war, das Amt in jüngere Hände zu geben. Dabei war für beide nicht nur ihr eigenes Alter der ausschlaggebende Grund, sondern eher so etwas wie Amtsmüdigkeit. “Ich haben mich 37 Jahre im Isselburger Kolping-Karneval engagiert, davon 20 Jahre als Präsident”, erklärt Christoph Kock. Nicki Feldhaus steht ihm nicht viel nach, denn er ist auch schon seit 33 Jahre als Karnevalist aktiv, davon 11 Jahre als Präsident. Schon seit längerem ist bei beiden der Entschluss gereift, sich aus der Spitze zurückzuziehen. “Corona hat sein Teil dazu beigetragen”, meint Kock und fügt hinzu, dass es äußerst schwierig sei, “die Sache jetzt wieder anzuleiern”. Auch die Suche nach neuen Prinzenpaaren gestaltete sich immer schwieriger. “Eigentlich waren immer nur die Unternehmungen, wie etwa der Besuch des Landtages, die Party auf dem Rheinschiff, oder das Prinzenpaar-Treffen in Bocholt Anreiz, um sich als Prinzenpaar zu engagieren”, erklärte Kock und fügt hinzu, dass oftmals schon sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig war.
Nicki Feldhaus führt aus, dass sich bislang niemand dazu bereit erklärt hat, das Amt des Präsidenten zu übernehmen. “Keiner will die Arbeit machen.” Beide bekräftigen, unterstützend tätig zu sein, sofern sich jemand findet, der das Amt übernimmt. “Wir haben die ganzen Kontakte und natürlich schon sehr viel Erfahrung”, sagt Christoph Kock. Wie der Ex-Präsident weiter ausführt, hat sich der 11er-Rat bislang noch nicht offiziell aufgelöst, aber es gibt die Tendenz dorthin. “Einige sind gesundheitlich angeschlagen und andere möchten aufgrund ihres Alters nicht mehr mitmachen”, meint Feldhaus. Es gibt aktuell also keine Präsidenten, keinen Elferrat und auch kein Prinzenpaar. Damit fehlen alle personellen Voraussetzungen, um Karneval zu feiern.
Was bleibt nun? Die Minigarde, die von Melanie Meyer betreut wird, soll weiterhin bestehen bleiben. “Wir wollen möglichst weitermachen und dann in der näheren Umgebung bei Karnevalsveranstaltungen auftreten. Gleiches gilt für die Garde, die von Monique Waerder trainiert wird”, erklärte Melanie Meyer auf Anfrage. Fakt ist alos, dass es in dieser Session keine Prinzenproklamation und keine Hauptsitzung geben wird. Ob es die Zeltveranstaltungen am Altweiber-Donnerstag und am Rosenmontag gibt, konnten Feldhaus und Kock nicht sagen, da die beiden Veranstaltungen in den Händen von Detlef Westerhoff und Silke Waerder lagen. Auf Anfrage erklärte Silke Waerder, dass sie auf die beiden Zeltveranstaltungen verzichten werden. “Wenn es keinen Elferrat, keine Präsidenten und vor allem kein Prinzenpaar gibt, ist der karnevalistische Charakter der beiden Veranstaltungen nicht mehr vorhanden und deshalb werden wir da auch nichts machen”, erklärte sie.
Der Vorsitzende der Isselburger Kolpingsfamilie, Berni Meyer, zeigte sich über die Nachricht des Ausscheidens von Kock und Feldhaus und dem damit möglichen Ende des Kolping-Karnevals geschockt, denn schließlich gehört der Karneval in Isselburg seit 1949 zur Geschichte der Kolpingsfamilie. So konnte in der Session 2019/2020 noch das 70-jährige Jubiläum gefeiert werden. Da hat sicher niemand daran gedacht, dass das Jubiläumsjahr möglicherweise auch das letzte war. “Das ist unendlich schade, aber wir müssen es nehmen, wie es ist”, erklärte Meyer.