“Wir fühlen uns echt verarscht” – Lindenwirt und Heimatfreunde in Vehlingen sind sauer – Lokal ist zu und das Pflaumenfest fällt aus

Vor etwas mehr als drei Monaten eröffnete Kaan Sipal mit seiner Familie das Lokal “Zur Linde” in Vehlingen. Gerade, als das Lokal von immer mehr Gästen frequentiert wurde, musste Kaan Sipal das Lokal wieder schließen. Die Sanierung der L459 (Anholter Straße) sorgte dafür, dass die Gäste ausblieben. Die Straße und die zum Lokal gehörenden Parkplätze waren nicht mehr erreichbar. Da auch der Radweg durchgängig saniert wird, blieben auch die Radfahrer weg. “Uns blieb nichts anderes übrig, als das Lokal vor drei Wochen zu schließen, denn es kamen einfach keine Gäste mehr”, erzählt Sipal.

Justine Grollmann, Erwin Hakken, Herbert Koster, Kaan Sipal mit seinem Vater, sowie Klaus Ostendorf, Alfons Venhorst und die Mutter von Kaan Sipal (v.l.) sind stocksauer auf StraßenNRW wegen des ihrer Meinung nach schleppenden Sanierungsarbeiten auf der Anholter Straße (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Mehrere tausend Euro Verlust

Seit einigen Tagen ist der Lindenwirt stocksauer auf Straßen NRW wegen der länger anhaltenden Baustelle der L459 (Anholter Straße). “Die vertrösten uns von Woche zu Woche und das jetzt schon zum dritten Mal”, heißt es aus der Familie Sipal, die bereits mehrere geplante Veranstaltungen absagen musste, weil die Gäste, darunter auch Rollstuhlfahrer und andere gehbehinderte Personen, nicht mehr ins Lokal kommen konnten. “Der Verlust beläuft sich auf mehrere tausend Euro”, bekräftig der Lindenwirt. “Wir fühlen uns echt verarscht”, heißt es aus der Familie. Und Kaan Sipal fügt hinzu, dass er Angst hat, dass die Gäste sich ebenso fühlen, da auch immer wieder der Öffnungstermin verschoben werden musste. Wie Kaan Sipal erzählt, habe er von einem Arbeiter erfahren, dass er “sich keine Illusionen machen soll, denn vor dem 2. Oktober werde kein Asphalt aufgezogen”. Jetzt ist geplant, dass das Lokal am 13. Oktober wieder geöffnet, denn dann soll die Straße – zumindest vor dem Lokal – fertig sein. “Wenn die Probleme haben, dann hätten sie mir von Anfang an die Wahrheit sagen sollen, aber nicht ständig neue Termine nennen, die dann wiederholt nicht eingehalten werden”, zeigt sich Kaan Sipal wütend.

Schleppende Arbeitsweise

Situation ist entlang der Anholter Straße in Vehlingen für gehbehinderte Menschen nicht tragbar (Foto: Frithjof Nowakewitz)

“Das, was die Familie gerade erlebt, ist existensgefährdent”, erklärt Justine Grollmann von den Vehlinger Heimatfreunden. Auch sie ist verärgert darüber, dass es mit der Baustelle vor dem Lokal nicht weitergeht. Bei einem Ortstermin machten die Heimatfreunde heute ihrem Ärger Luft, denn sie müssen das lange geplante Pflaumenfest, dass immer im Außenbereich des Lokals stattfindet, wieder einmal absagen. Alfons Venhorst weist darauf hin, dass Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer und Leute mit Gehstock oder Krücken das Lokal überhaupt nicht erreichen können. “Hat uns die letzten zwei Jahre Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, so ist es jetzt Straßen NRW mit ihrer schleppenden Arbeitsweise”, sind sich die Heimatfreunde einig. “Eine Woche lang hat sich hier doch überhaupt nichts getan und jetzt sind in Höhe des Backers drei Leute dabei, die Randsteine zu setzen”, sagt Herbert Koster. Zudem ärgert er sich darüber, dass die Schulkinder aus Vehlingen, teilweise nicht mit dem Rad zur Ersatzbushaltestelle fahren konnten, die sich an der T-Kreuzung Anholter Straße befindet. “Der Radweg war nicht passierbar und es ist eigentlich nicht zumutbar, dass die Schulkinder mit ihrer schweren Schultasche entlang, oder durch die Baustelle bis zur Bushaltestelle laufen müssen”, macht Koster seinem Ärger Luft.

70 kg Pflaumen für die Biotonne

Das Pflaumenfest ist also abgesagt – entsprechende Mitteilungen wurden schon in die Briefkästen der Vehlinger verteilt. “Wir haben 70 kg Pflaumen gekauft”, erklärt Alfons Venhorst und stellt die Frage in den Raum, was damit nun passiert. “Pflaumen kann man nicht lange aufbewahren, sie müssen verwertet werden”, bekräftigt Klaus Ostendorf und fügt hinzu dass der größte Teil wohl in der Biotonne landen wird. In der Tonne landen die fertigen Gläser Marmelade, Pflaumenmus und Pflaumenschnaps sicher nicht, es ist aber offen, wie sie in den Verkauf gelangen. Der Vehlinger Heimatkalender, der in den vergangenen Jahren auf dem Pflaumenfest sehr gut verkauft werden konnte, kann jetzt in der Stadt-Info in Anholt, in der Gaststätte Zur Linde – sofern sie wieder geöffnet hat – und in der Gaststätte Zum Backer erworben werden. Auch bei Erwin Hakken (Neustraße 4) und Alfons Venhorst (Neustraße 2) ist der Kalender erhältlich.

Anmerkung: Die Pressestelle von StraßenNRW will am Donnerstag (22.9.) eine Pressemitteilung zur aktuellen Situation der Sanierugsarbeiten herausgeben