
Vor den Häusern Steinweg 11 in Anholt und Bruchstraße 17 in Alt-Isselburg erinnern jetzt sogenannte Stolpersteine an jüdische Familien, die im Laufe des zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In einem feierlichen Akt wurden die Steine von Frank-Matthias Mann in Vertretung von Gunter Demnig verlegt. Demnig musste aus gesundheitlichen Gründen den Termin absagen.
Es herrschte eine gediegene Stille vor dem Haus mit der Nr. 11 am Steinweg in Anholt, die nur durch die von Guido Schrader gespielte jüdische Musik unterbrochen wurde. Frank-Matthias Mann verlegte die Stolpersteine für die jüdischen Geschwister Louis und Clara Cussel. Anschließend verlas er mit lauter Stimme den auf den Steinen befindlichen Text. „Hier wohnte Louis Cussel, Jahrgang 1882, Flucht 1938, Holland, interniert, Westerbork, ermordet 13. Mai 1943.“ Die rund 100 Menschen, die sich dort eingefunden hatten, hörten andächtig zu. „Hier wohnte Clara Cussel, Jahrgang 1888, deportiert 1941, Ghetto Riga, ermordet.“
Die Familie Sander lebte in Isselburg

An der Bruchstraße 17 in Isselburg wurden anschließend unter großer Anteilnahme von Nachbarn und Interessierten insgesamt fünf Stolpersteine für Max und Hertha, sowie für Kurt, Herbert und Walter Sander verlegt. Auch hier verlas Frank-Matthias Mann die Geschichte der ermordeten Familienmitglieder. Bürgermeister Michael Carbanje zeigte sich überwältigt davon, dass so viele Bürger, Bürgerinnen und Gäste bei dem feierlichen Akt dabei waren. „Mit den Stolpersteinen geben wir ihnen ihren Namen zurück“, sagte Carbanje. Er betonte, dass die späte Verlegung der Stolpersteine in Isselburg nichts damit zu tun habe, dass das Projekt vergessen worden sei. „Der Grund dafür ist, dass wir intensiv bis in die betroffenen Familien hinein recherchiert haben“, erklärte Carbanje.

Hierbei stellte er vor allem Maria Nehling vom Stadtarchiv und Karin von Plettenberg-Vallee vom Heimatverein Anholt heraus, die viel Zeit in die Recherche investiert haben. In dem Zusammenhang hatte Maria Nehling erklärt, dass „das jetzt noch nicht das Ende, sondern erst der Anfang ist“. Sie wies darauf hin, dass es auch in Werth jüdische Familien gab, die in den Kriegsjahren ermordet worden sind. „Auch die haben wir nicht vergessen“, betonte Nehling. Sie kündigte weitere Stolpersteine an. In einem von der Stadt heraus gegebenen und an verschiedenen Stellen ausgelegten Flyer wird an das Schicksal der Familien Cussel und Sander erinnert.
Bei einem kleinen Empfang im katholischen Pfarrheim am Münsterdeich sprach Dr Volker Tschuschke vom „kult“ in Vreden über die Bedeutung der Stolpersteine und warnte zugleich vor einer Pauschalisierung von Schuld, auch im Zusammenhang mit der politischen Lage im Nahen Osten.
Frank-Matthias Mann erklärte, dass die Aktion der Stolpersteine bereits in 31 Staaten mit insgesamt 171.000 Steinen durchgeführt wurde. „Zuletzt ist Andorra dazugekommen“, sagte Mann. Die Aktion „Stolpersteine“ ist ein per Urheberrecht geschütztes Gedenkprojekt. Mehr dazu gibt es auf der Website www.stolpersteine.eu
