Ist Schule, wie man sie seit ewigen Zeiten kennt, noch zeitgemäß? Nimmt man die Lernform der Gesamtschule Weitblick, dass „selbstorganisierte Lernen“ als Maßstab, dann ist das nicht so. Was die Schule seit diesem Schuljahr anders macht als andere, erklärte Schulleiterin Daniela Bruns bei einem Rundgang durch die Räume.

Daniela Bruns
Schulleiterin Daniela Bruns geht mit der Schule Weitblick einen neuen Weg (©Frithjof Nowakewitz)

Wie ist der allgemeine Schulalltag für Lehrer und Lehrerinnen, sowie für Schüler und Schülerinnen? Im Rhythmus von jeweils 45 Minuten werden Mathe, Deutsch, Englisch und all die anderen Fächer durchgepaukt. „Wir gehen einen ganz anderen Weg und legen den Fokus auf selbstorganisiertes Lernen“, sagt Schulleiterin Daniela Bruns. Das heißt, dass die Schüler und Schülerinnen selbst wählen, mit welchen Themen sie sich wann, wie lange und mit welchen Hilfsmitteln beschäftigen.

Selbstorganisiertes Lernen
Die Lernpartner an ihren Arbeitsplätzen im Lernbüro (©Frithjof Nowakewitz)

Auch die Begriffe haben sich geändert: Lehrer und Lehrerinnen sind Lernbegleiter, bzw. Lernbegleiterinnen, Schüler und Schülerinnen sind Lernpartner und Lernpartnerinnen. Es gibt auch keine Klassenräume im herkömmlichen Sinn, dafür aber verschiedene Arbeitsplätze in Lernbüros. Dort hat jeder, auch der Lernbegleiter, einen eigenen Arbeitsplatz.

Damit jeder konzentriert arbeiten kann, darf man sich in den Lernbüros nur flüsternd unterhalten. Es gibt auch die Lernbürozeit. Dort wird an den Hauptfächern gearbeitet und es besteht die Möglichkeit, flüsternd mit dem Lernbegleiter zu sprechen, um mögliche Fragen zu klären. Natürlich müssen die Lernpartner – also die Schulkinder – auch Leistungsnachweise erbringen. Allerdings nicht in Form von den üblichen Klassenarbeiten, sondern als Gelingungsnachweise, die nach Absprache mit der Lernbegleitung erbracht werden. Und die werden dann ganz nach alter Sitte auch benotet.

Viele neue Begriffe
Neue Begriffe für Kinder und Eltern (©Frithjof Nowakewitz)

Drinnen und draußen

Der Begriff „Clubangebot“ könnte schon leicht missverstanden werden. Dabei geht es allerdings um Angebote wie Biologie, Musik, Sport oder Kunst. Diese können innerhalb, aber eben auch außerhalb der Schule stattfinden. So werden dazu beispielsweise der Lernwald in Anholt oder die Anholter Schweiz genutzt. Auch verschiedene Unternehmen in Isselburg können zu den Clubangeboten gehören.

Schulgesetz NRW ist die Grundlage

Vieles hat sich in der Schule Weitblick verändert. Eines allerdings nicht: „Für uns hat oberste Priorität, dass alle Kinder gerne in die Schule gehen. Denn nur, wenn das so ist, macht lernen Spaß“, argumentiert Daniela Bruns. Natürlich kann nicht jeder machen, was er will. „Der Lehrstoff wird hier, wie an jeder anderen Schule, nach den Vorschriften des Schulgesetzes für NRW vermittelt“, macht die Schulleiterin deutlich. Die Form des Lernens lässt aber für die Schüler und Schülerinnen, also für die Lernpartner und Lernpartnerinnen mehr Raum für Flexibilität. Also weg von dem starren 45-Minuten-Korsett.

Beispiel Alemannenschule

Bei der Vorstellung des Konzeptes, dass seit Beginn des neuen Schuljahres gelebt wird, waren naturgemäß Eltern und Kinder zunächst ein wenig überfordert. Allein die Begrifflichkeit musste erst erlernt werden. „Das war wie Vokabeln lernen“, meinte Daniela Bruns. Nun hat die Schulleitung das Rad nicht neu erfunden. Denn das „selbstorganisierte Lernen“ gibt es schon an anderen Schulen. „Anschauungsunterricht gab es für uns bei der Alemannenschule in Wutöschingen (Baden-Württemberg). Ein Kollege hat dort eine Woche hospitiert“, erzählte Bruns, die hinzufügt, dass in den Sommerferien mit allen Kollegen und vielen Eltern die räumlichen Voraussetzungen für die neue Unterrichtsform geschaffen wurde. Dazu gehört jetzt auch die oberste Etage des ehemaligen Realschulgebäudes.

Die Schule wächst

Die Schule wächst ständig. Im kommenden Sommer kommen bis zu 25 neue Kinder als neue Fünftklässler dazu. Aktuell werden dort die Kinder von der 5. bis zur 8. Klasse beschult. Es geht also langsam in Richtung Sekundarstufe II. „Hierzu suchen wir dringend Pädagogen/Pädagoginnen, die sich mit unserer Schulform identifizieren“, macht Daniela Bruns deutlich.