175 Jahre Augustahospital
Generaloberin Schwester Giesela Maria Manders (von links), NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Alexianer-Hauptgeschäftsführer Dr. Christian van Klitzing, Landrat Kai Zwicker, sowie Sebastian Lasczok (kfm. Leiter), Dr. Marius Humpert (ärztl. Leiter), Marcel Haupt (Pflegedirektor) und Bürgermeister Michael Carbanje feierten den 175. Geburtstag des Augustahsopital (©Frihtjof Nowakewitz)

Seit 175 Jahre gibt es das Augustahospital in Anholt. Am gestrigen Freitag (13.6.) fand in den Räumen des Hospitals anlässlich des Jubiläums ein Festakt statt.

Fürst Emanuell zu Salm-Salm ist der Urenkel der Gründer des Augustahospital (©Frithjof Nowakewitz)
Fürst Emanuel zu Salm-Salm ist der Ur-Urenkel des Gründers des Augustahospitals (©Frithjof Nowakewitz)

Zu solch einem Anlass gibt es auch immer einige Festredner, die zum einen einen Blick in die Geschichte werfen, aber auch nach vorn schauen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann merkte an, dass es für ihn kein gewöhnlicher Termin sei, einem Krankenhaus zum 175-jährigen Bestehen zu gratulieren. „Früher hatten die Menschen keine Sozialversicherung und auch kein Anrecht auf eine medizinische Versorgung“, erklärte der Minister. Mit dem damaligen Fürsten Alfred I. und seiner Frau Auguste gab es aber Menschen, die die christlichen Werte, wie Barmherzigkeit lebten. Sie gründeten 1850 das Augustahospital. Einst war es Unterschlupf für die Ärmsten unter den Armen und Versorgungsstation für Kranke und Verletzte. In all den Jahren hat sich das Krankenhaus weiter entwickelt. Heute ist es eine der namhafesten Fachkliniken für Multiple Sklerose und Morbus Parkinson.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann: „Das Krankenhaus hat eine kluge Entscheidung getroffen“

Karl-Josef Laumann begründete den Erfolg der Klinik damit, dass sie sich schon in den 80er Jahren auf die Behandlung von Multiple Sklerose spezialisiert hat. Dies ist in ganz großem Maße der Verdienst des im vergangenen Jahr verstorbenen Dr. Dietmar Seidel. „Das Krankenhaus hat damals eine kluge und weitsichtige Entscheidung getroffen“, meinte Minister Laumann. Das Augustahospital sei gewissermaßen der Vorläufer der aktuellen Krankenhausplanung. Es sei auch der Beleg dafür, das ein kleines regionales Krankenhaus durchaus an der Spitze einer Fachrichtung stehen könne. Das es so ist, liegt nicht zuletzt auch an die Menschen, die dort arbeiten. „Kein einziges Krankenhaus würde funktionieren, wenn nicht auch Menschen dort arbeiten würden, die nicht in Deutschland geboren wurden“, erklärte Laumann.

Überhaupt machten alle Redner deutlich, dass es ohne die vielen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Nationen in den unterschiedlichesten Postition nicht geht. „Dies gilt für die Pflegekräfte genauso, wie für die vielen Mitarbeiter in der Küche, in der Technik, in der Verwaltung und im Reinigungsbereich“, bekräftigte der kaufmännische Leiter des Hauses, Sebastian Lasczok.

Die Clemensschwestern

Ein wesentlicher Teil des Augustahospitals waren die Clemensschwestern. Dr. Christian von Klitzing, Sprecher der Hautpgeschäftsführung der Alexianer erklärte es so: „Anholt wäre nicht das, was es ist, wenn Sie nicht da gewesen wären.“ In dem Zusammenhang betonte Dr. Sabinie Schipper, Geschäftsführerin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, das Patienten mehr als nur ärztliche Betreuung benötigen. „Das Augustahospital setzt auch auf sozialmedizinsche Betreuung“, erklärte Schipper und machte eines in Richtung der Klinikleitung deutlich: „Sie sind diejenigen, die die beste MS-Arbeit überhaupt machen.“

Auch Bürgermeister Michael Carbanje betonte, dass es beruhigend sei, dass es trotz des ökonomischen Drucks, unter dem Kliniken stehen, es noch Orte wie das Augustahospital gebe. „Hier wird der Mensch in seiner Gesamtheit gesehen – nicht nur als Patient mit Symptomen.“

Professor Dr. Seidel

Professor Dr. Seidel und Hans Bernd Lammers
Professor Dr. Seidel (links) – hier mit dem damaligen Leiter des Augustahospitals Hans Bernd Lammers (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Kaum einer der Redner ging nicht auf Dr. Dietmar Seidel ein. Der im vergangenen Jahr verstorbene Seidel war sicherlich einer der wichtigsten Baumeister der Spezialisierung. Dazu gehörte auch der damalige Leiter der Klinik Hans Bernd Lammers. Seidel, der 1981 die Leitung der Neurologischen Abteilung der Klinik übernahm und von 1988 bis 2010 Ärztlicher Direktor war, erklärte in einem früheren Gespräch einmal, wie sich die Anfangszeiten der Neurologie im Augusta-Hospital darstellte. „Eigentlich sollte die Neurologie ja geschlossen werden“, meinte Seidel, der dann die Frührehabilitation bei Multiple Sklerose als Modell installierte. „Dabei ging und geht es darum, die Erkrankten in einem regelmäßigem Rhythmus drei bis vier Wochen physiologisch zu behandeln“, erklärte Dr. Seidel damals. Sabine Schipper brachte es auf den Punkt: „Er hat nicht nur medizinisch vieles vorangebracht, sondern sich auch immer wieder in die politischen Prozesse eingebracht. Wir alle haben ihm ganz viel zu verdanken.“