In den Ortsteilen Anholt, Alt-Isselburg und Werth lebten bis in die 1930er Jahre jüdische Familien, von denen viele Opfer des Holocaust wurden. Stolpersteine sollen an das Schicksal der Menschen erinnern.
Projekt ist eine Herzensangelegenheit
Für Maria Nehling, Archivmitarbeiterin der Stadt Isselburg, ist es eine Herzensangelegenheit. „Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden“, sagt Nehling. Bei einem Pressetermin stellten Maria Nehling, Michael Carbanje, Klemens Hakvoort (HK Isselburg) und Karin von Plettenberg-Vallee (HV Anholt) das Projekt vor.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“
Vor ca. 4 Jahre wurden zwischen der Stadtverwaltung, dem Archiv und einigen Mitgliedern der Heimatvereine die ersten Überlegungen angestellt. Es folgten langwierige Recherchen mit einer intensiven Spurensuche. Mit in den Planungen ist der 1947 in Berlin geborene Künstler Gunter Demnig. Er hat das Projekt „Stolpersteine“ erschaffen und hat auch die Rechte daran. Nach dem Motto „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, bezeichnet der Künstler das Projekt als sein Lebenswerk. Er selbst wird nach Isselburg kommen, um die Stolpersteine in Alt-Isselburg und Anholt mit Unterstützung des Bauhofs zu verlegen.
Sieben Stolpersteine in Isselburg
In 1860 Kommunen in 31 europäischen Ländern, wie beispielsweise auch in Rees, Bocholt und Emmerich, gibt es solche Gedenksteine schon. Nun soll Isselburg folgen. Geplant ist am 7. November 2025 eine Verlegung von Steinen in Alt-Isselburg in der Bruchstraße. Die sollen an die Familie Max Sander erinnern, die dort einst gewohnt hat. „Von der Familie wurden die Eltern und drei der fünf Kinder im Konzentrationslager umgebracht“, erklärt Maria Nehling die Beweggründe. Zwei weitere Steine werden Mitgliedern der Familie Cussel in Anholt auf der Steinstraße gewidmet.

Recherche war oftmals sehr emotional
Karin von Plettenberg-Vallee vom Heimatverein Anholt und Maria Nehling, die die überwiegende Recherchearbeit geleistet haben, machten deutlich, dass sich beim Lesen von Zeugnissen oder gefundenen Notizen der ermordeten Menschen aufgrund des erlittenen Schicksals oftmals ein Klos im Hals gebildet hat. „Das war manchmal schon sehr emotional“, erklärten die beiden Frauen. Das hindert sie aber nicht daran, weiterzumachen.
Stiftung gibt Umsetzung vor
„Das jetzt ist der erste Schritt, es wird aber auch den zweiten oder auch den dritten Schritt geben“, machte Maria Nehling deutlich und fügte an, dass auch in Werth in den nächsten Jahren Stolpersteine verlegt werden. Zudem soll eine Publikation zum Thema Stolpersteine in Isselburg vorbereitet werden. Für die präzisen Vorbereitungen wird auch der städtische Bauhof einbezogen. „Die Gunter-Demnig-Stiftung gibt anhand einer Checkliste klar vor, wie eine Verlegung der Steine durchgeführt wird“, meint Maria Nehling. Die beiden Frauen bedankten sich bei Bürgermeister Michael Carbanje für die Unterstützung. „Der Bürgermeister hat immer hinter dieser Aktion gestanden“, erklärte Nehling und Plettenberg-Vallee. Carbanje selbst freut sich schon auf den 7. November um ein erstes Etappenziel zu präsentieren.
Stolpersteine erinnern an die Opfer
Aber was sind denn Stolpersteine? Es sind eigentlich normale aus Beton gegossene Steine. Das Besondere daran ist, dass diese Steine mit einer Messingblechoberfläche versehen sind, auf denen Angaben zu den jeweiligen Opfern des Holocaust eingeschlagen sind. Diese Steine werden dann auf Gehwegen vor den Häusern oder dem letzten frei gewählten Wohnsitz der jüdischen oder anderen Opfern des NS-Regimes eingelassen. In der Regel sind auf der Metalloberfläche Vor- und Zuname, das Geburtsjahr, das Deportationsjahr und der Deportationsort angegeben. Zudem ist aufgeführt, wie die betreffende Person zu Tode gekommen ist.