3.163 Tage – Der lange Weg zur Gesamtschule

Andreas Pasckert mit einer Zeitreise
Andreas Pasckert mit einer Zeitreise – 3.163 Tage von der Idee bis zur Realisierung (©Frithjof Nowakewitz)

Es war ein langer und steiniger Weg bis zur Realisierung der Freien Gesamtschule Isselburg. Um es genau zu benennen: Es waren 3.163 Tage. Das Isselburg seit dem 1. August 2022 über eine weiterführende Schule verfügt, ist einem kleinen Personenkreis um Andreas Pasckert zu verdanken. In einer mehr als zweistündigen Präsentation zeigte Pasckert in einer Runde mit einem Teil des Lehrpersonals den Weg von der ersten Idee bis hin zum ersten Schultag auf.

Das schleichende Aus der Hauptschule

Ehemalige Hauptschule
Unterricht findet dort nicht mehr statt (©Frithjof Nowakewitz)

Auslöser war wohl die Tatsache, dass sich in einer Umfrage Ende 2013 die Eltern gegen die Schaffung einer Sekundarschule entschieden. Die Bezirksregierung Münster verlangte damals zur Gründung solch einer Schulform 60 Anmeldungen. Von den Eltern der damaligen Viertklässlern hatten sich allerdings nur 37 für die Sekundarschule entschieden. 2017 wurde dann die Hauptschule auslaufend gestellt, da es nur zehn Anmeldungen für das neue Schuljahr gab. Der letzte Jahrgang verließ die Hauptschule im Juni 2022.

79 Prozent wollten eine Privatschule

Nachdem 2017 feststand, dass die Hauptschule keine Zukunft hat, intensivierten Andreas Pasckert und Dietmar Spreu, beide in der Bürgerinitiative „Isselburg21“ aktiv, ihr Bemühen, eine Privatschule zu gründen. Der Verband der Privatschulen befand die Bedingungen für eine Privat- oder Ersatzschule als nahezu ideal. Auch die Bezirksregierung stand dem Vorhaben wohlwollend entgegen. Eine Elternbefragung, 2018 durchgeführt von der Westfälischen Hochschule Bocholt sollte weitere Klarheit bringen. Die Eltern entschieden sich mit 79 Prozent für eine Privatschule.

Elternumfrage
Christa Testroet, Simone Krebs und Rita Nehling (v.l.) vor der Elternbefragung (©Frithjof Nowakewitz)

20 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen

Als Letztes stand die Frage im Raum, wie Verwaltung und Politik das Vorhaben sehen. Auch von dort kam uneingeschränkte Zustimmung. Mit 20 Ja-Stimmen und drei Enthaltungen beauftragte der Rat im November 2018 die Verwaltung, „die Ehrenamtlichen und den Trägerverein bei der Gründung einer Ersatzschule zu unterstützen“. Im Vorfeld hatten sich Andreas Pasckert und Dietmar Spreu mit Anwalt Jan-Bernd Wolfering aus Düsseldorf rechtliche Unterstützung geholt.

Drei Wochen zwischen dem Ja und dem Start

Die Genehmigung ist da
Am 14.7.22 verkündete die Bezirksregierung ihr Ja – 3 Wochen später begann der Unterricht (©Privat)

Ein weiterer Mosaikstein war im März 2019 die Gründung des Fördervereins „Schule für Isselburg“. Die Vereinsgründer hatten womöglich schon hellseherische Fähigkeiten. Sie gingen davon aus, dass 2021 die Genehmigung für die Schule vorliegt und im August 2022 der Unterricht starten könne. Das mit der Genehmigung hat sich dann noch bis in den Sommer 2022 verzögert. Zwischen der Zusage durch die Bezirksregierung und dem Schulstart lagen nur drei Wochen.

Drei waren optimistisch

Das allerdings von 2019 bis 2022 noch viele Steine aus dem Weg zu räumen waren, ahnten die Macher zu der Zeit nicht. Mit der Zeit stellte sich heraus, welche politischen Kräfte die Schule befürworteten – und welche strikt dagegen waren. Während sich die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, der CDU und der FDP, also Uwe Übelacker, Frank Häusler und Kevin Schneider in einer Ratssitzung im Juni 2018 „vorsichtig optimistisch“ zeigten, ging die SPD schnell auf Konfrontationskurs.

Ernüchterung

Das große Fragezeichen für die handelnden Personen um Pasckert und Spreu war die große Frage nach den Räumlichkeiten. Eigentlich hatte man gehofft, dass ehemalige Realschulgebäude nutzen zu können. Da spielte aber die Politik nicht mit, denn die beschloss im November 2019 das Gebäude zum Standort der Verwaltung zu machen. Der Sachstand Ende 2019 war Pasckert zufolge ernüchternd.

Alles da, aber keine Räumlichkeiten

Es gab einen Förderverein, ein pädagogisches Konzept, gleich drei Elternbefragungen mit positivem Ausgang und ein Geschäftsmodell – aber kein Gebäude. Die Idee, das alte Schulgebäude zu nutzen, wurde aufgrund eines energetischen Gutachtens der Hochschule Niederrhein gleich wieder auf Eis gelegt. Das Gebäude wurde als „energetischer Totalschaden“ bezeichnet. Groß geändert hat sich das bis heute nicht.

Startklar ab dem 1.August 2022

Schuleröffnung mit geistlichem Beistand
Die Pfarrer Jürgen Heidemann und Klaus Winkel gestalteten den Einschulungsgottesdienst ©Frithjof Nowakewitz)

Im April 2021 wurde dann der Schulträger gegründet. Der Kampf um die notwendigen Schulräume endet mit der Zusage, den naturwissenschaftlichen Trakt der Schule nutzen zu können. Am 28. Mai 2022 fand das erste Elterntreffen statt. Dabei konnten die Räumlichkeiten besichtigt werden. Am 1. August 2022 war die Freie Gesamtschule Weitblick startklar.  Thomas van Wahsen brachte es dabei auf den Punkt: „Früher waren wir Träumer und Visionäre – heute haben wir eine neue Schule.“ Die Schulleitung wurde zunächst von Werner Konnik übernommen. Das Urgestein der Isselburger Schullandschaft war überhaupt ein wichtiger Baustein bei der Realisierung der Schule und ist es immer noch als Lehrkraft.

1.000 Tage Schule Weitblick

Von der Idee bis zum Start waren genau 3.163 Tage vergangen. Nun gibt es wieder eine bemerkenswerte Zahl. Die Schule gibt es – Stichtag 27. April 2025 – genau 1.000 Tage. Im Sommer werden zum vierten Mal 25 Kinder den Unterricht in der Gesamtschule aufnehmen. Wieder stellt sich dabei die Frage nach den Räumlichkeiten. Schulleiterin Daniela Bruns, die die Leitung der Schule offiziell ab Januar 2023 übernommen hatte, brachte es auf den Punkt: „Wir brauchen dringend neue Räume“.  Auch Lehrerin Julia Fischer unterstützte die Schulleiterin. „Wir haben hier wirklich eine tolle Ausstattung, es fehlt allerdings an Räume.“

Beirat für mehr Kommunikation

Andreas Pasckert regte die Bildung eines Beirates an, der aus Mitglieder der vier Fraktionen, des Träger, der Verwaltung, der Schule und des Fördervereins bestehen sollte.  „Wenn man sich in regelmäßigen Abständen austauscht, sind auch alle auf dem aktuellen Stand“, meinte Pasckert und ging damit auf den etwas hakenden Informationsfluss ein. Aktuell beschäftigt die Freie Gesamtschule Weitblick insgesamt 20 Mitarbeiter, davon acht Lehrkräfte.