Fußverkehrs-Check in Anholt und Werth zeigte viele Mängel auf

Andrea Fromberg vom Planungsbüro VIA leitete die Begehungen (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Es wird, wenn es um den Verkehrsraum geht, viel über Busse und Bahnen, über Auto- und Radfahrer, ja sogar über den Flugverkehr gesprochen. Die Verkehrsteilnehmer, die zu Fuß, oder, weil sie gehbehindert sind, mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs sind, fallen in der Diskussion meist hinten rüber. Um die örtlichen Gegebenheiten für Fußgänger genauer unter die Lupe zu nehmen, hate sich die Stadt Isselburg um die Teilnahme am „Fußverkehrs-Check“ beworben. Aufgrund der von Frank Schaffeld erstellten Bewerbungsunterlagen, kam von der Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, Ina Brandes, die Zusage. Die Kosten für die Aktion werden vom Verkehrsministerium NRW übernommen. Nach der Auftaktveranstaltung am 18. August, wurde am vergangenen Dienstag Anholt und am gestrigen Donnerstag Werth auf die Infrastruktur, bezogen auf den Fußverkehr, mit Unterstützung des “Zukunftsnetz Mobilität NRW” durch das Planungsbüro VIA untersucht. Und in beiden Ortsteilen gab es viel zu beanstanden.

Beide Ortsteile haben eines gemeinsam – eine Durchgangsstraße, die sowohl in Anholt, als auch in Werth kaum Spielraum für Verbesserungen zulässt. Beide Straßen sind realtiv eng und haben schmale Bürgersteige, die zudem sehr uneben sind. Daher sind auf der Niederstraße in Anholt und auf der Deichstraße in Werth die gleichen Probleme zu verzeichnen: Die Bürgersteige sind nur der Bezeichnung nach für den fußläufigen Verkehr bestimmt. Geeignet dafür sind sie jedoch kaum. Zu dem Urteil kam auch Andrea Fromberg vom Planungsbüro VIA.

In Anholt wollte Frank Häusler (CDU) wissen, wie es sich im Rollstuhl auf einer holperigen Straße anfühlt (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Elisabeth Boland aus Anholt, die auf den E-Rollstuhl angewiesen ist, erklärte, dass sie auf der Niederstraße nur auf der Fahrbahn, nicht aber auf dem Bürgersteig fahren kann. “Ich hab da aufgrund des starken Autoverkehrs, darunter auch Lkw`s, immer ein mulmiges Gefühl.” Frank Häusler (CDU) probierte aus, wie es sich in einem Rolstuhl auf einer holperigen Straße anfühlt. Es hat sich in Anholt heraus kristalisiert, dass die Beweglichkeit für gehbehinderte Menschen durch kantige Übergänge, schlechte Oberflächen auf diversen Wegen und nicht nutzbare Bürgersteige äußerst eingeschränkt ist. Das gilt für den Weg am Stadtgraben, den Weg von der Brücke des Stadtgrabens über die Schneidkuhle bis zur Bushaltestelle, für die Straße “Am Schlosspark” und auch für die Augustastraße. In Anholt waren sich die Politiker von CDU und FDP, sowie auch Bürgermeister Michael Carbanje darin einig, dass nicht alles auf einmal geht, dass aber viele Stellen, die für gehbehinderte Menschen ein Hinderniss darstellen, möglichst schnell überarbeitet werden müssen.

Der Rollstuhlfahrer nutzte den Bürgersteig auf der Deichstraße nur zu Demonstrationszwecke, im Alltag würde er dort nicht fahren wollen (Foto: Frithjof Nowakewitz)

In Werth ist die Situation nicht anders – bezogen auf die Deichstraße sogar noch extremer. Die an sich schon schmale Straße wird durch viele parkende Autos noch enger, so dass ein direkter Begegnungsverkehr für Autos nicht möglich ist. Entweder einer findet eine Lücke zwischen den parkenden Autos, oder einer muss rückwärts fahren, um den anderen dann vorbei lassen. Und dazwischen befinden sich dann noch Menschen mit Rollator oder Rollstuhl, die den viel zu schmalen Bürgersteig nicht nutzen können. Weitere kritische Stellen gibt es auf der Straße “Am Neußpand”, an der Querung auf dem Pendeweg in Höhe der Grundschule und auch auf der Binnenstraße. Hier zeigte sich Andrea Fromberg überrascht darüber, dass dort noch 50 km/h gefahren werden darf. “Da ist unbedingt eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h erforderlich”, meinte Fromberg.

Kritik gibt es auch an der Situation an der Deichstraße in Höhe der Arztpraxis und des Friedhofs. Dort wäre nach Ansicht von Andrea Fromberg undbingt eine barrierefreie Querungshilfe notwendig. “Gerade, weil auf der einen Seite die Bushaltestelle und auf der anderen Seite die Arztpraxis ist”, meinte Fromberg und ergänzte, dass Arzt und Bushalte von jeder Seite aus auch für Rollator-Nutzer oder Rollstuhlfahrer erreichbar sein muss. Auch in Werth machten sich die VIA-Mitarbeiter viele Notizen und hielten die kritischen Punkte per Foto fest. Viel zu schreiben hatte auch Thomas Horster, Kämmerer und Erster Beigeordneter der Stadt, der die Begehung ebenso begleitete, wie Mitglieder der CDU und der Grünen. Die Isselburger SPD kann sich zwar ihr eigenes Bild machen, konnte aber mangels eigener Anwesenheit nicht die Meinungen der Begehungsteilnehmer in Anholt und Werth mitnehmen. In Werth kam das Fehlen der SPD nicht gut an: “Denen scheint wohl das nötige Interesse zu fehlen”, war verschiedenlich aus dem Teilnehmerkreis zu hören.