Genau heute in drei Wochen, am 24. Juni, geht ein Kapitel in Isselburgs Schullandschaft zu Ende. Die letzten Schüler und Schülerinnen der Hauptschule am Stromberg werden entlassen und die Schule wird ihre Pforten für immer schließen. Dies soll aber nicht still und heimlich geschehen, sondern mit einem lauten Abschiedsfest am 25. Juni, zu dem alle ehemaligen Schüler/innen und Lehrer/innen eingeladen sind.
Blickt man zurück, fragt man sich 0ft, was eigentlich aus dem einen oder anderen Ehemaligen geworden ist. Unter dem Motto „Wer wurde was“ beschreiben einige Männer und Frauen, die die Hauptschule besuchten, ihren beruflichen Werdegang.
Arbeitsplatz in Mexiko
Zum Entlassjahrgang 1972 gehört auch Christian Hakvoort. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er bei der Isselburger Hütte eine Ausbildung als Maschinenschlosser, wechselte 1980 zu Trox nach Anholt und war dort ab 1983 als Ausbilder für die technischen Berufszweige zuständig. Seit 2020 befindet sich der Anholter im Ruhestand. Ein Jahr später – 1973 – verließ Hildegart Hübers aus Isselburg die Hauptschule, hat bei der Bäckerei Exo eine Lehre als Bäckereifachverkäuferin absolviert und ist dort auch geblieben. Ihren Hauptschulabschluss konnten Monika Westerhoff-Boland und Karl Messing 1976 gemeinsam feiern. Während Monika Westerhoff Boland danach durch die Welt reiste und dabei zeitweise in Frankreich und Mexiko lebte und arbeitete, machte Karl Messing seine Mittlere Reife in Bocholt und ging dann zur Polizei. Er versah seinen Dienst einige Jahre in Oberhausen, wurde 1989 nach Bocholt versetzt und ist seit Dezember 2018 Bezirksbeamter und damit auch für Isselburg zuständig. Bei Monika Westerhoff-Boland endete das Wanderleben, als sie 1991 in der Anholter Schweiz die Bewirtschaftung des Schweizer Häuschen übernahm. Seit 2008 leitet sie den Wildpark Anholter Schweiz.
Vom Malergesellen zum Flüchtlingsbetreuer
Zum Entlassjahrgang 1977 gehört auch Manfred Mäteling, der anschließend seinen 10er-Abschluss in Lowick machte. Danach begann Mäteling eine Ausbildung als Maschinenschlosser bei der Isselburger Hütte, der er bis heute treu geblieben ist. Die berufliche Geschichte von Martin Kampshoff ist schnell erzählt. Er gehörte zu denen, die 1983 ihren Abschluss feiern konnten. Danach absolvierte er eine Ausbildung im Sanitärbereich. Seit vielen Jahren führt Martin Kampshoff seinen eigenen Betrieb. Einen ganz anderen Weg schlug Ralf Deckers ein, der zu den Schülern gehört, die 1987 ihren Hauptschulabschluss feierten. Er absolvierte bei einem Betrieb in Anholt eine Lehre als Maler und Lackierer und arbeitete danach als Geselle in einem Betrieb in Millingen. Seit 2001 kümmert er sich bei der Stadt Isselburg als Hausmeister um die städtischen Gebäude. Seit dem 1. April hat sich sein Aufgabengebiet erweitert, ist er doch teilweise für die Betreuung der in Isselburg ankommenden und lebenden Flüchtlinge zuständig.
Erst Konstruktionsmechanikerin, dann Einrichtungsleiterin
Ein viertel Jahrhundert ist es her, dass Ellen Lamers ihr Hauptschulleben abschließen konnte. Auch für sie war dir Firma Trox die erste Anlaufstelle, denn dort absolvierte sie eine Ausbildung als Konstruktionsmechanikerin. „Sie war die erste Frau, die bei Trox einen technischen Beruf erlernt hat“, erklärte einmal ihr ehemaliger Lehrer Wilfried Elting. Hinzu kam dort eine zweijährige Bürotätigkeit. Danach war aber längst nicht Schluss mit Ausbildung – Ellen Lamers machte nach einer einjährigen Schulausbildung ihren Abschluss als Sozialsekretärin. Es folgte noch eine Ausbildung zur Altenpflegerin und sie machte berufsbegleitend ihren Abschluss im Bereich Pflegemanagement. In einer Kölner Einrichtung übernahm Ellen Lamers 2012 die Pflegedienstleitung und wechselte 2016 ins Elisabeth-Haus nach Isselburg, wo sie 2020 auch die Leitung übernommen hat.
Erst Schülerin, dann Sozialpädagogin – alles in der Hauptschule
Daisy Bley, die in der Hauptsache die Veranstaltung am 25. Juni organisiert, kennt die Schule nicht nur als Schülerin, sondern auch aus einer beruflichen Tätigkeit heraus. Nach ihrem Abschluss machte sie an der August-Vetter-Schule in Bocholt ihr Abi und begann dann ein Studium als Sozialpädagogin, machte ihren Bachelor und ihren Master. Nach dieser Ausbildungsreise kehrte sie 2010 an „ihre Hauptschule“ als Sozialpädagogin zurück. Vor einige Jahre hat Daisy Bley den Sprung in die Selbständigkeit gewagt.
Ein Junge wurde Feuerwehrmann und Schädlingsbekämper
Tim Wessels ist Schädlingsbekämpfer und Feuerwehrmann – letzteres wollte er schon zu Schulzeiten werden. 2009 wurde er aus der Hauptschule entlassen und begann dann eine Lehre als Kfz-Mechantroniker. Nach seiner Ausbildung sattelte er um und arbeitete als Schädlingsbekämpfer. 2017 schloss Wessels mit bestandener Prüfung die Ausbildung zum Staatlich geprüften Schädlingsbekämpfer ab und gründete 2019 seinen eigenen Betrieb.
Betriebe waren immer verlässliche Partner
„Für die Schule waren die örtlichen Betriebe verlässliche Partner, wenn es um berufsbildende Unterstützung ging“, erklärten Wilfried Elting und Gisela Kraft, die sich vornehmlich um die berufliche Entscheidungsfindung der Schüler kümmerten. Viele Praktika, Betriebsbesuche und Präsentationen in der Schule wurden von den beiden Lehrkräften organisiert. Gerade die Firmen VKF Renzel, die Isselburger Hütte und Trox waren engagierte Partner der Hauptschule.
Die Hälfte kam von der Hauptschule
Christian Hakvoort konnte das mit einigen Zahlen eindrucksvoll belegen. „Von 1982 bis 2019 wurden 218 Jugendliche bei Trox in technischen Berufen, wie etwa dem Konstruktionsmechaniker, dem Teilezurichter, dem Maschinen- und Anlageführer, oder auch der Fachkraft für Metalltechnik ausgebildet, 50 Prozent davon kamen aus der Haupt/Verbundschule“, machte Hakvoort deutlich. Zudem hätten viele Schüler Praktikumsangebote, Schnupperpraktikum, Schulpraktika oder freiwillige Praktika in den Schulferien genutzt.