Fußball im Niemandsland

Fußball hat in der gesamten Stadt Isselburg Tradition. Mit dem SuS Isselburg, dem SV Werth und Westfalia Anholt gibt es Vereine, die langsam auf ihren hundertsten Geburtstag hinsteuern. Im Verhältnis dazu ist der FC Heelden mit seinem 33-jährigen Bestehen nahezu ein Teenager. Aber wie lange sind die Vereine noch in der Lage, sich diese Tradition leisten zu können.

Es ist sicherlich ein heißes Eisen, wenn man bei den Fußballvereinen der Stadt das Thema “Fusion” anschneidet. Bei den Mitgliedern, die in ihrem jeweiligen Verein schon seit Jahrzehnten dabei sind, begeht man bei diesem Thema fast eine Todsünde. Legt man den Ist-Zustand der jeweiligen Mannschaften zugrunde, dann muss man aber sagen, dass alle Mannschaften im Niemandsland des Fußballs dahin dümpeln.

Die Anholter Westfalia schlägt sich seit Jahren in der Kreisliga A herum. Ambitionen nach Höherem sind aufgrund personeller und finanzieller Möglichkeiten nicht angedacht. Der SV Werth, der in den  vergangenen Jahren zwei Aufstiege feiern konnte, trifft sich zweimal im Jahr mit der Westfalia zum Lokalderby. Aber auch für die Blauen aus Werth scheint die Kreisliga A das Ende der Fahnenstange zu sein.

SuS Isselburg und der FC Heelden kämpfen jedes Jahr in der Kreisliga B um das sportliche Überleben. Auch hier gibt es in absehbarer Zeit keine Ambitionen für eine höhere Klasse. Für alle vier Vereine gilt es schon als sportlichen Erfolg, die jeweilige Klasse zu halten. Kann das auf Dauer das Ziel sein?

Ein weiteres Problem ist für die Vereine der Nachwuchs. Westfalia kommt hierbei noch relativ gut weg, die Jugendmannschaften sind im innerstädtischen Vergleich führend. Allerdings fehlen in Anholt für die Jugendlichen auch die Alternativen, andere Sportarten werden kaum angeboten. In Isselburg steht der SuS beispielseise in Konkurrenz zu den Handballern der HSG. Und in Werth hat die Volleyball-Abteilung mindestens genauso viel Nachwuchssportler, wie die Fußballer. Nimmt man die Prognosen der demografischen Entwicklung, dann wird es zukünftig immer weniger Jugendliche geben, die sich dem Fußballsport zu wenden.

Ist die demografische Entwicklung der Tod kleiner Vereine?

Da muss man sich schon fragen, wie man dem Nachwuchsmangel und damit auch dem Mitgliederschwund entgegenwirken will. Was wäre für Kinder und Jugendliche ein Anreiz,  Fußball zu spielen und diesem dann im Erwachsenenalter auch erhalten zu bleiben? Wäre es die Aussicht, in einem Verein zu spielen, der in Isselburg beheimatet ist und dann mindestens Bezirksliga, wenn nicht sogar Landesliga spielen würde? Wie oben beschrieben, sind solche Gedanken für die vier Vereine utopisch. Die Schaffung eines Großvereins könnte allerdings gleich mehrere Probleme aus der Welt schaffen. Die Wirtschaftlichkeit eines Großvereins wäre auf Dauer sicher eher gegeben, als bei vier kleinen Vereinen. Sponsoren würden wahrscheinlich sich eher für einen höherklassigen Verein engagieren, bei dem sich aufgrund sportlicher Erfolge auch die Werbewirksamkeit steigern würde. Sponsoren sind keine Melkkühe, sie wollen und sollen für ihr finanzielles Engagement auch eine werbliche Gegenleistung haben. Und das die städtischen Zuwendungen aufgrund fehlender finanzieller Mittel im Haushalt sich ganz schnell reduzieren könnten, haben die vergangenen Diskussionen um die Kürzung der Sportförderung gezeigt.

Sportplätze sind im Stadtgebiet ausreichend vorhanden. Die Infrastruktur wäre also gegeben. Nun spielt die Mannschaft eines neu geschaffenen Vereins nicht einfach von jetzt auf gleich in einer höheren Klasse. Aber durch die Bündelung der Kräfte, sprich die Auswahl der besten Spieler innerhalb der vier bestehenden Vereine, wäre es durchaus wahrscheinlich, eine spielstarke Mannschaft zu schaffen, die in einer höheren Klasse spielen könnte. Und dies würde für den Nachwuchs den Anreiz schaffen, sich in Isselburg fußballerisch zu engagieren.

Nachwuchsförderung dient der Zukunft

Von vorherein zu sagen, in Isselburg gibt es keinen Götze, keinen Draxler und auch keinen Reus, ist fahrlässig. Sie gibt es sicherlich, nur konnten sie sich wegen mangelnder fußballerischer Ausbildung gar nicht erst entwickeln. Es sind also Jugendtrainer gefragt, die ihr Handwerk auch verstehen. Aus- und Weiterbildung der Jugendbetreuer ist ein wichtiges Thema. Nur ein gut ausgebildeter Trainer erkennt auch das  Talent eines kleinen Fußballers frühzeitig. Hiermit soll keinesfalls das Engagement der ehrenamtlichen Jugendtrainer und  Betreuer herabgewürdigt werden. Aber es ist nun mal so, dass nur ein gut ausgebildeter Trainer auch selbst ein guter Ausbilder sein kann.

Wie könnte nun ein solcher Großverein aussehen? Und wäre dass das Ende der vier Traditionsvereine? Das wäre es sicher nicht. Man könnte durchaus darüber nachdenken, dass nur der Seniorenbereich und vielleicht der Bereich der A-Jugendlichen dem Großverein angegliedert wäre. Die Jugendarbeit von den Bambinis bis hin zur B-Jugend könnte nach wie vor in den vier bestehenden Vereinen durchgeführt werden. Dort würde der Nachwuchs intensiv mit dem Ziel betreut und ausgebildet, später Spieler für den Seniorenbereich im Großverein abzustellen. Dies wäre dann der Anreiz für den Nachwuchs, nachhaltig seine fußballerischen Fähigkeiten zu verbessern. Die meisten Bundesligisten gehen den Weg, den eigenen Nachwuchs in den Profibereich zu integrieren. Warum soll das, was dort im Großen geschieht, nicht auch für Isselburg im Kleinen gehen können. Vielleicht müsste man bei  den vier Vereinen aus Isselburg, Werth, Heelden und Anholt nur mal den Mut haben, sich an einen runden Tisch zu setzen und die zukünftigen Möglichkeiten auszuloten. Natürlich müsste man dann die eine oder andere Eitelkeit über Bord werfen. Aber mit dem Ziel, in Isselburg auch zukünftig noch erfolgreiche Jugendarbeit zu leisten und höherklassigen Fußball zu spielen, wäre das doch sicherlich ein lohnenswertes Vorhaben.