Sind die in Barlo eigentlich blöd?

Kann man eigentlich Barlo mit Isselburg vergleichen?. Der kleine Stadtteil von Bocholt hat keine großen Betriebe, wie sie hier mit den Firmen Renzel in Heelden, Novoferm in Werth, der Isselguss in Isselburg und Trox in Anholt ansässig sind. Gut, der Vergleich hinkt ein wenig, wenn man Barlo nur als Stadtteil, Isselburg aber als Ganzes betrachtet. Aber die Bocholter Vorstädter spielen ganz passabel Fußball, bewegen sie sich doch mit dem SV Werth und Westfalia Anholt in einer Liga. Im Wesentlichen hören da die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.

Der Unterschied zwischen Barlo und Isselburg ist die Lichtgeschwindigkeit

Im Gegenteil, es gibt einen gravierenden Unterschied. Bezeichnet man nicht Barlo als das schnellste Dorf in Nordrhein-Westfalen? Das hat sicherlich nichts mit rasenden Autofahrern zu tun. Eher schon mit einer rasenden Internetleitung. Da hat sich doch das kleine Dorf zwischen Bocholt und der holländischen Grenze erdreistet, mit ganz viel Bürgerinitiative sich die derzeit schnellste Datenautobahn zu verschaffen, die es auf dem Markt gibt. Glasfaserkabel heißt das Zauberwort. Mehr als die Hälfte aller anschließbaren Haushalte haben sich so ein kleines dünnes Käbelchen ins Haus legen lassen, damit die nicht mehr ruckelnde Bilder sehen, falls sie sich mal bei Youtube ein Video anschauen möchten. Und die kriegen jetzt übers Internet mehr als 200 Fernsehsender in HD-Qualität. Fragt man die Leute in Barlo nach ihrem Internetanschluss, kriegen die vor lauter Spaß das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Einer von denen ist Rainer Venhorst, der von Anfang an in Barlo für die schnelle Glasfaserverbindung gekämpft hat. Was das schnelle Internet für ihn bedeutet, kann man am Ende dieses Berichtes nachlesen.

Organisiert haben das die Leute von BORnet. Wie der Name vermuten lässt, haben die ihren Sitz in Borken. Nun rennen die BORnet-Leute schon seit einigen Wochen den Isselburger Bewohnern die Bude ein und bieten das Produkt auch in unserem doch so fortschrittlichen Städtchen an. Allerdings bekommen die BORnet’ler bald Blutblasen an den Füßen von ihrer erfolglosen Rennerei. Und einige davon haben wahrscheinlich schon Fransen an der Schnute, weil sie das Programm in nunmehr acht unterschiedlichen Informationsveranstaltungen immer wieder Männlein und Weiblein erklären. Damit die aus Borken wirtschaftlich arbeiten können, müssten 40% aller anschließbaren Haushalte sich dazu bereit erklären, das schnelle Internet haben zu wollen. Und das jeweils in jedem Stadtteil. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, haben die BORnet-Leute mit dem 10. November auch noch eine Anmeldegrenze gesetzt.

Geht der Fortschritt wieder mal an Isselburg vorbei, weil es die Bewohner so wollen?

Schaut man sich jetzt die aktuellen Prozentzahlen an, so muss man sich fragen, wie man die erforderliche Zahl bis zum genannten Datum hinkriegen will. Anholt hat gerade mal 7 Prozent erreicht, in Heelden sind es gar nur vier. Woran liegt das? Haben die Isselburger Bürger die ganze Philosophie nicht verstanden, oder denken sie nicht zukunftsträchtig? Die oben genannten Firmen bezahlen teilweise ganz viel Geld für eine eigene Standleitung. Und zwar deshalb, weil sie täglich viele Daten zu Kunden und Lieferanten schicken. Eine Nutzung des Glasfaserkabel käme da gerade recht, um Kosten zu reduzieren. So könnte man Arbeitsplätze sichern und vielleicht sogar neue schaffen. Na ja, das Problem haben die in Barlo ja nicht. Sind ja keine großen Firmen da.

Einige Barloer Internetnutzer arbeiten von zu Hause aus, haben damit den täglichen Weg ins Büro gespart. Das macht ein paar Euro im Monat aus, wenn man die Tankstelle nicht mehr ganz so oft anfahren muss. Die übrigen Glasfaserkabelnutzer treiben sich wohl eher privat im www rum. Die gucken ganze Filme übers Internet, die Oma telefoniert mit ihrem Enkel über Internet und Webcam störungsfrei in Dolby-Surround, während der Vater sich per Sky gerade die gesamte Bundesliga reinzieht. Und das alles gleichzeitig. Für die Barloer ist das recht angenehm, für Telefon, Internet und Fernsehen nur noch einen Anbieter zu haben, der das Leben sowas von angenehmer machen kann. Betrachtet man das alles mal von außen, muss man als Isselburger feststellen, dass die in Barlo gar nicht so blöd sind. Aber vielleicht ist ja der Tag nicht mehr fern, dass sich Isselburger, Anholter, Vehlinger, Heeldener und Werther mit den Bewohnern zwischen Bocholt und der holländischen Grenze auf eine Stufe stellen können. Dann werden die Barloer ihre mögliche Meinung ändern und sagen, dass die in Isselburg ja auch nicht so blöd sind. Noch hapert es allerdings an mehr als 30 fehlenden Prozenten.

Hier nun die Aussage von Rainer Venhorst aus Barlo:

5:10 Uhr aufstehen, schnell die Zeitung lesen und 5:55 Uhr nach Münster fahren. Um 7:00 Uhr am Arbeitsplatz, PC anschalten, Regelarbeitszeit 8 Stunden, inkl. Telefonkonferenzen, PC ausschalten danach Rückfahrt nach Barlo. Das macht 166 km (vorsichtig gerechnet 50 Euro) und ca. 2,5 Stunden Fahrtzeit.
Vieles geht jetzt auch von zu Hause, nicht immer, aber immer öfter. Natürlich gibt es oft Dinge, die ausschließlich im Büro machbar sind, aber Vieles lässt sich jetzt durch die schnelle Glasfaseranbindung von zu Hause aus erledigen. Für mich bedeutet das „ein Stück Lebensqualität“. Bei nur einem Heimarbeitstag im Monat habe ich die Kosten des Anschlusses wieder reingeholt.
Ich arbeite als externer IT-Berater bei einem deutschen Mobilfunkkonzern in der Qualitätssicherung. Dabei kommt es in der Analyse oft vor, dass sehr große Datenmengen zwischen PC und Servern sowohl im Download als auch im Upload bewegt werden müssen, was vorher nur im Netzwerk des Konzerns vor Ort möglich war. In Barlo habe ich jetzt eine schnellere Anbindung als im Büro in Münster.
Durch den Glasfaseranschluss wird Barlo wieder zum Arbeitsmittelpunkt und ist nicht nur Schlafstätte, jedenfalls für mich. Wenn auch nur wenige Mitbürger so eine Möglichkeit in einem Dorf wie Barlo haben, macht es unser Dorf lebenswerter. Ich bin sicher, dass es Einige gibt, die deswegen wieder gerne „auf´s Land“ ziehen.
Nicht nur im beruflichen sondern auch im privaten Bereich ist es angenehm auf die im Internet verfügbaren Mediatheken der Rundfunkanstalten oder auf Filme bei Youtube verzögerungsfrei zuzugreifen.
Die Arbeiten der Verlegung in Barlo wurden termingerecht und zuverlässig durchgeführt. Natürlich gab es durch die unterschiedlichen Anforderungen im den Häusern (Einzelplatz oder Netzwerk,
analoges Telefon oder ISDN, Festanschluss oder schnurlose DECT-Telefone, unterschiedliche Router) Anfangsschwierigkeiten. Die Firma BORnet hatte immer ein offenes Ohr und konnte in Verbindung mit der Firma Elektro Mölders überall Lösungen vorschlagen und umsetzten. Ich bin sicher, dass sie nun für jedes Problem eine Blaupause für jeweilige Lösungen haben.
Wir von „Pro Barlo e.V.“ wünschen der Isselburger Bevölkerung, dass die 40 % erreicht werden. Es war ein schwerer Weg mit viel Überzeugungsarbeit. In Barlo gibt es ältere Mitbürger, die diese
schnelle Internet Anbindung eigentlich nicht benötigen, jedoch aus Solidarität mitgemacht haben, vorrausschauend auf die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder.

Viel Erfolg
Rainer Venhorst

 

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