Parkinson-Tag im Augustahospital

Von links:  Logopädin Silvia Hessling, Gastreferent Prof. Dr. Alfons Schnitzler und PD Dr. Michael Haupts
Von links: Logopädin Silvia Hessling, Gastreferent Prof. Dr. Alfons Schnitzler und PD Dr. Michael Haupts

Es waren Aufnahmen von hoher Beweiskraft:  Die frappierenden Unterschiede im Vorher-Nachher-Video, sorgten unter den Gästen im vollbesetzten Versammlungssaal des Anholter Augustahospitals rasch für große Aufmerksamkeit. 

Bei dem vom Ärztlichen Direktor PD Dr. Michael Haupts und seinem Team mustergültig vorbereiteten Parkinson-Tag hatte Referent Prof. Dr. Alfons Schnitzler den Besuchern soeben einen Filmbeitrag gezeigt, in dem die Testperson anfangs kaum aufstehen, geschweige denn gehen konnte, dann aber nach einer durchgeführten tiefen Hirnstimulation (THS) erkennbar weniger motorische Schwierigkeiten offenbarte. Wie Schnitzler,  renommierter Neurowissenschaftler an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, den Besuchern erläuterte, handelt es sich dabei um eine Behandlungsform, die gemeinhin für Patienten in einem Stadium mit zumeist ausgeprägten Wirkfluktuationen oder starkem, durch pharmazeutische Präparate nicht beherrschbarem Zittern in Betracht kommt.

Da werden Elektroden eines Schrittmachers unter lokaler Anästhesie in die Gehirnpartien eingeführt, dort dank hochmoderner High-Tech- Verfahren millimetergenau inmitten des zuvor ermittelten Areals platziert. Eine Methode, bei der Spezialisten verschiedener Disziplinen bereits während des Eingriffs die Lokalisation überprüfen, notfalls verfeinern können. Aufgrund des unter der Haut implantierten, von außen bedienbaren Generators lassen sich sodann Impulse ableiten, die Anreize für Nervenzellen schaffen – und dadurch Blockaden letztlich abmildern.

Aufschlussreich für das anwesende Publikum – darunter Ärzte, Selbsthilfegruppen, Betroffene sowie deren Angehörige: Laut Schnitzler belegen inzwischen mehrere Studien, dass tiefe Hirnstimulation einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität bewirkt. Gerade deswegen wird in Forschungszentren umso intensiver – durch aktuelle Erhebungen dokumentiert – ein frühzeitigerer Einsatz von THS-Verfahren untersucht. Gleichwohl, fügte der Redner unmissverständlich hinzu,  bleibe es eine immer am individuellen Verlauf orientierte Entscheidung. Noch ist eine solche Operation nur eine Möglichkeit für wenige tausend Erkrankte in Deutschland – es existieren auch für alle anderen Patienten gute Therapien, was zwischendurch immer wieder reflektiert wurde.

Besseres Wissen ist der Anspruch

Verbesserung der Alltagszufriedenheit – das Thema zog sich wie ein roter Faden durch das morgendliche Programm. So hatte Dr. Haupts zu Beginn charakteristische Eigenschaften einer mit zunehmendem Alter fortschreitenden Erkrankung geschildert, die nach der relativ erschwernisfreien „Honeymoon“-Phase deutliche Beeinträchtigungen verursacht  – Befindlichkeitsprobleme eben, welche sich auch im „nichtmotorischen“ Bereich niederschlagen. Wie es dem Einzelnen aber gelingt, derlei Auswirkungen (z.B.  Schlaflosigkeit,  Schmerzattacken, Depressionen etc.)  situationsgerecht zu bewältigen, ohne dass die jeweiligen Symptome überhand nehmen, dies wusste der Fachmann anschaulich zu berichten. Seine Ratschläge gipfelten in der Empfehlung,  neben der Einnahme optimiert verordneter Arzneimittel sowie gezielt anberaumter sportlicher und krankengymnastischer Übungen „sozial aktiv zu bleiben“, dabei mehr denn je über einschlägige Netzwerke  den Erfahrungsaustausch mit anderen zu suchen. „Mehr und besseres Wissen“, so lautete im Vorfeld der eigene Anspruch, sollte letztlich dazu beitragen, sich mit der Diagnose Morbus Parkinson konstruktiv auseinanderzusetzen. Haupts selbst gab hierfür nachhaltige Impulse – die vielen, positiven Rückmeldungen während der Pause bestätigten es.

Ähnlich praxisnah fielen jene nützlichen Tipps aus, die zum Abschluss Logopädin Silvia Hessling, Mitglied im Stab der Anholter Klinik, beisteuerte. Von ihr erhielten die Zuhörer sachkundige, obendrein detaillierte Hinweise, was zu tun ist, wenn etwa Schluckbeschwerden oder Sprechstörungen auftreten. Zudem legte sie dem Auditorium in einfühlsamer Weise dar, mit welchen Übungen oder Vorsorgemaßnahmen sich eventuelle Komplikationen vermeiden lassen.
Eine gelungene Veranstaltung – die Teilnehmer bedankten sich am Ende mit kräftigem Applaus.