Berufsfeuerwehrmann für 12 Stunden

Es gibt sie nicht und keiner will sie. Jedenfalls noch nicht. Doch wenn es eines Tages so kommen sollte, dass Isselburg eine Berufsfeuerwehr benötigt, dann dürfte das, zumindest personell, kein Problem sein. Die Jugendfeuerwehr vom Löschzug Werth hat den Job des Berufsfeuerwehrmannes am vergangenen Samstag bereits an einem ganzen Tag geprobt.

Und dabei war alles echt. Nur die Brände natürlich nicht. Aber von der Alarmierung der Leitstelle in Borken, bis hin zum Ausrücken der zukünftigen Feuerwehrmänner und der Bekämpfung des angenommenen Brandes war alles so, wie es die Berufsfeuerwehr auch macht.

„Wir haben bei der Leitung des Löschzuges offene Türen eingelaufen“, erklärten die für die Planung und Durchführung verantwortlichen Ausbilder Phillip Kottke und Sebastian Ratering. Und Löchzugführer Christoph Blecking machte deutlich, dass die Einsatzleitstelle des Kreises Borken diesen Übungstag händelte, wie er bei einer echten Berufsfeuerwehr auch sein könnte.

Zwölf Stunden nur Feuerwehrmann sein

In den zwölf Einsatzstunden, die selbstverständlich von erwachsenen Feuerwehrmänner begleitet wurden, wurden am vergangenen Samstag insgesamt achtzehn Einsätze ausgelöst. Diese reichten von „Tier in Notlage“, über Feuer in einer Gartenlaube und einem Wasserunfall auf dem Baggersee am Pendeweg bis hin zum Brand einer Garage. Zwischen den Einsätzen gab es selbstverständlich eine Frühstücks- und Mittagspause. Im Übrigen wurden die Jugendlichen, genau wie ihre erwachsenen Kollegen, mit dem sogenannten Pieper ausgerüstet. Im Fachjargon heißen die kleinen Dinger Meldeempfänger. Diese wurden der Jugendfeuerwehr für diesen Tag von der Firma Eurobos kostenlos zur Verfügung gestellt.

Levin Bente und Joel Böing am C-Rohr (Foto: Frithjof Nowakewitz)
Levin Bente und Joel Böing am C-Rohr (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Wasser marsch

Bei einem Garagenbrand an der Deichstraße ging es darum, in der geschlossenen Garage in Brand geratene Pappe zu löschen. Nach dem Absetzen des Notrufes durch den Geschädigten (Marc Nienhaus) dauerte es nur wenige Minuten, bis das Löschfahrzeug am Brandort eintraf. Der Einsatzleiter informierte die jugendlichen Brandbekämpfer über die Lage und die vorzunehmenden Maßnahmen. Und dann ging es los. Schläuche ausrollen, Kupplungsstücke anbringen und die Spritzenmänner in Position bringen. Und dann hieß es „Wasser Marsch“. Innerhalb kürzester Zeit hatten Levin Bente und Joel Böing das angenommeneFeuer unter Kontrolle und gelöscht. Danach hieß es, alles wieder ordnungsgemäß einzupacken und zum Gerätehaus zurückzufahren. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Jungs gekleidet sind, wie erwachsene Feuerwehrmänner. Die Ausnahme besteht nur darin, dass bei der Jugendfeuerwehr aus Gewichtsgründen auf das Atemschutzgerät verzichtet wird.

Zusammenarbeit klappt hervorragend

Das die Zusammenarbeit mit den Löschzügen in Anholt und Isselburg einwandfrei funktioniert, weiß jeder. Aber auch im Bereich der Jugendfeuerwehren in Isselburg und Werth ist das so. Dies zeigte eine gemeinsame Übung, bei der es unter dem Fachbegriff „Feuer – MiG“ (Feuer- Menschen in Gefahr) darum ging, Menschenleben aus einem Gebäude zu retten.

Bei dem letzten Einsatz, zu dem die Nachwuchsfeuerwehrmänner an ihrem 12-Stunden-Tag ausrückten, ging es um eine verdächtige Rauchentwicklung am Pendeweg. Dabei ging es aber nicht um den Rauch, der aus dem mittlerweile am Gerätehaus aufgebauten Grill aufstieg. Ab 20 Uhr stand nämlich im Dienstplan, dass der Tag mit einem Grillabend ausklingt.

Schon am Mittag bescheinigten die Ausbilder und auch Löschzugführer Christoph Blecking dem Nachwuchs, mit (Feuer)Eifer bei der Sache zu sein. Für die 12 bis 18-jährigen war der „Berufsfeuerwehrtag“ sicherlich ein tolles Erlebnis, aber wohl auch sehr anstrengend. „Heut Abend sind die kaputt“, prophezeite Christoph Blecking schon am Samstag Mittag.

Null Nachwuchsprobleme

Entgegen dem Trend in anderen Vereinen und Institutionen hat der Löschzug Werth keine Nachwuchsprobleme. Im Gegenteil. Hier sind die Werther mit ihren 17 Jugendlichen schon fast an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. Das das Interesse an der Feuerwehr in Werth ungebrochen ist zeigte ein 10-jähriger Junge, der bei dem Garageneinsatz an der Deichstraße aufs Äußerste bedauerte, noch nicht Zwölf zu sein. Denn erst dann kann er der Jugendfeuerwehr beitreten.

Löschzugführer Christoph Blecking ist für Zukunft, was die personelle Stärke des Löschzuges betrifft, nicht bange. Grund hierfür ist eben der Zulauf in der Jugendfeuerwehr. „Der überwiegende Teil der derzeit aktiven Feuerwehrmänner war auch in unserer Jugendfeuerwehr“, erklärte Blecking. Und der Löschzug Werth ist der Einzige in der Stadt, bei dem seit gut einem Jahr auch eine Frau im Einsatz ist. Und derzeit laufen Gespräche mit einer weiteren Frau, die gern Mitglied im Werther Löschzug werden möchte. Beide Frauen sind ausgebildete Rettungsassistenten und damit für den Feuerwehrdienst nahezu prädestiniert.