Politik will die Hauptschule – Eltern sind verunsichert

In der Ratssitzung am 18. Dezember ging es unter anderem auch wieder um die Isselburger Schulsituation. Die Sekundarschule ist vom Tisch. Auch wenn sich die Politiker aller Parteien, die Verwaltung sowieso, für die Einführung der Hauptschule aussprachen, so wollte die CDU den Kampf um eine Sekundarschule noch nicht ganz aufgeben. Ihr Bestreben, gegen den Beschluss der Bezirksregierung Münster, die Sekundarschule aufgrund des Ergebnisses der Elternbefragung nicht zu genehmigen, zu klagen, wurde von den übrigen Fraktionen abgelehnt. Aufgrund der Gesamtumstände sind viele Eltern verunsichert. Es gibt aber auch, so Michael Kempkes, viele Vorteile für die angestrebte Hauptschule

Nun soll das Projekt Hauptschule mit aller Macht nach vorne gebracht werden. Dies ist aber nur möglich, wenn es mindestens 18 Anmeldungen gibt. Die Zahl scheint auf den ersten Blick relativ einfach zu erreichen sein. Jedoch macht sich in der Elternschaft durch das ewige hin und her zunehmend Unsicherheit breit. Viele stellen sich die Frage, ob diese Zahl auch in den folgenden Jahren erreicht werden kann. Und auch die Frage, wie es mit den Schülern der Realschule weitergeht, beschäftigt die betroffenen Eltern. Werden die Kinder, die jetzt im fünften oder sechsten Schuljahr die Realschule besuchen, bis zum Ende beschult werden können?

tornow_berichtElternbriefe sollen Klarheit schaffen

Hierzu hat es durch den Verbundschulrektor Oliver Tornow (Foto) jeweils einen Elternbrief in allgemeiner Form und einen Brief an die Eltern der Grundschulkinder gegeben. Hierin werden alle Alternativen zum Thema Hauptschule angesprochen.

Zum besseren Verständnis sind die beiden Elternbriefe hier zum Nachlesen eingefügt. Elternbrief Grundschule    Elternbrief 32014

Aber auch einige Eltern haben sich zu Wort gemeldet. Katja Maetschke, Anja Effing, Sandra Roes  und Alexandra Scholten haben gemeinsam ihre Ängste und Nöte bezüglich der Schulsituation in einem Leserbrief geäußert. Hier der unveränderte Originaltext dieses Schreibens:

Wie geht es mit der auslauffenden Realschule weiter? Die Sekundarschule wird nicht kommen doch wie nimmt man den Eltern der jetztigen Realschule die Sorgen und Ängste? Bereits jetzt beginnt laut der betroffenen Eltern die Fahnenflucht der Schüler. Das ist verständlich da auch wenn die Hauptschule kommt, keiner sagen kann was mit den Schülern der Realschule passiert. Sicher ist das die Klssen 9 und 10 ihren Abschluss dort machen werden . Doch was ist mit den Klassen 5-8?? Jeder wird die Eltern verstehen die sich auf die Suche nach einer anderen Schule machen. Einige haben diese auch schon gefunden.

Ist es auch das was die Stadt Isselburg wollte? Hätte man sich nicht vor einem Jahr schon Sorgen machen müssen ? Bedenke man was auf die Schüler zukommt, Schulwege mit dem Bus , neue Anpassung in den Schulen , Klassen und Freundschaften gehen auseinander , wo bleibt da noch Zeit für Hobbys und Sportvereine ,wenn die Schüler erst nachmittags nach einem frühen Tagesstart nach Hause zurückkeheren ? Die Verbundschule hat schon lange nicht mehr diesen Ruf den sie mal hatte.Wir haben sehr angagierte und junge Lehrer die alles mögliche versuchen die Schule nach vorne zu bringen.Nicht jeder Schüler kommt mit jedem Lehrer klar das passiert auch auf anderen Schulen.Jede Schule hat ihr Päckchen zu tragen . Auch Reeser Schüler wechselten bereits vor längerer Zeit nach Isselburg.Wenn zB 7-8 Klässler die Schule wechseln müssen , wie wird dann garantiert das die Schüler den Anschluss finden , wo zb in Isselburg keine Fremdsprache ( wie Französisch ) gegeben wird ! Chemie ist ein Hauptwahlfach das für die Schüler ebenfalls ab Klasse acht nicht gegeben wird ? Wie wird gewährleistet das sie auf den gleichen Bildungsstand kommen ?

Kinder und Eltern waren und sind bis jetzt zufrieden und es besteht eine gute Zusammenarbeit mit den Lehrer Dank der kleinen Klassen und Schule! Jedoch fragen sich einige Eltern ob die Stadt Isselburg den richtigen Weg gegangen ist ! Die Verwaltung und der Rat reden von neuen Baugebieten , die Stadt Isselburg muss attraktiver werden . Wie denn Bitte?? Wo soll die Demographische Entwicklung hinführen wenn Kinder nicht einmal die Möglichkeit auf eine weiterführende ( sprich Ralschule!) Schule haben , eine Musikschule vor Ort zu besuchen usw…. Wer möchte da noch in Isselburg oder Anholt bauen oder ein Haus kaufen ? Denn die Bildung unsere Kinder steht für die Eltern an erster Stelle egal ob sie eine Hauptschule , Realschule oder ein Gymnasium besuchen . Man sollte den Eltern nicht Desinteresse an der Schulform unterstellen, vielleicht hätte man im Vorfeld seitens der Stadt Isselburg intensiver und genauer Informieren müssen . Den meisten Eltern der Befragung für die Sekundarschule ,war nicht bewusst das es zur Schliessung der Schule kommt ,wenn die Anmeldezahlen nicht ausreichen. Ihnen fehlten Information !! Viele Eltern sind einfach verunsichert , machen sich grosse Sorgen um den weiteren Schulischen Weg ihrer Kinder , die Schulabschlüsse und den beruflichen Werdegang ! Wir möchten mit diesem Brief keinen ! persöhnlich angreifen ,wir möchten das die Ängste , Sorgen und Verunsicherung der Eltern wahrgenommen und ernst werden !!! Mir freundlichen Grüssen Katja Maetschke im Namen der KLasse 9d, Fam . Anja Effing, Fam. Sandra Roes , Fam. Alexandra Scholten

Michael Kempkes (Isselburg21 u. DRK) hingegen sieht in der Hauptschule auch viel positives. Vor allem die Möglichkeit, durch grenzüberschreitenden Unterricht und Praktika sich als Schüler auch mit den beruflichen Chancen in unserem Nachbarland zu beschäftigen, sieht Kempkes als großen Vorteil. Dies hat er in einem Leserbrief, der nachfolgend im Original nachzulesen ist.

Michael Kempkes sieht für die Hauptschule auch viele Vorteile (Archivfoto IL)
Michael Kempkes sieht für die Hauptschule auch viele Vorteile (Archivfoto IL)

In jeder Krise steckt auch eine Chance!!!

Die geplante Sekundarschule hat – aus welchen Gründen auch immer – keine Chance in Isselburg erhalten. Ob es nun Desinteresse, Ignoranz oder fehlende Informationen waren, spielt im Nachhinein betrachtet keine Rolle mehr. Die Sekundarschule wird in Isselburg nicht starten, und vielleicht ist es sogar gut so, denn die Sekundarschule ist landesweit betrachtet mehr oder weniger eine „Gesamtschule light“. Es läuft derzeit alles wieder auf die „gute, alte“ Hauptschule hinaus, die sich über Jahrzehnte in Isselburg etabliert hatte. Nun mag der kritische Leser vielleicht denken, dass eine Hauptschule auch nicht die Lösung sein kann, weil die Hauptschulen allgemein einen schlechten Ruf haben. Das ist in den Ballungsräumen mit Sicherheit so, auf dem Land kann es dagegen anders aussehen. Wie bei jeder anderen Schule kommt es „nur“ auf die Konzeption auf! Dazu habe ich mir mal einige Gedanken gemacht…

Bislang hat die Strombergschule bereits einige Kontakte in die Niederlande gehabt. Das sollte meines Erachtens genutzt und vor allem erweitert werden. Man darf nicht mehr nur den Arbeitsmarkt der Region sehen, sondern gerade bei uns in der Grenzregion kann, sollte und muss ein Blick über die Grenze geworfen werden. Für mich hat die Hauptschule in Isselburg dann eine Zukunft, wenn sie ihr Schülerinnen und Schüler gut auf eine Ausbildung in Handwerk und Industrie vorbereitet. Durch Praktika in den Niederlanden kann und sollte auch der Bereich in unserem Nachbarland in den Fokus geraten, denn gute Fachkräfte werden dies- und jenseits der Grenze gebracht! Selbstverständlich gehört es dann auch dazu, dass die angehenden Praktikantinnen und Praktikanten vor ihrem ersten Praktikum bei unseren Nachbarn durch einen guten Niederländisch-Unterricht sowohl auf die Sprache vorbereitet werden, als auch auf die niederländischen Mentalitäten. Es sollten also mehrere Praktika sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden durchgeführt werden, damit die Jugendlichen beide Bereiche kennenlernen. Die so theoretisch und praktisch unterrichteten und gut vorbereiteten Jugendlichen können die Ausbildungs- und Arbeitsmärkte in Aalten, Dinxperlo, Gendringen und Ulft genauso anvisieren wie auch die in Isselburg, Bocholt und Umgebung. Das Handwerk braucht gutes Personal. Es kann nicht schaden, wenn Jugendliche an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, die nicht nur Deutsch und Schulenglisch können, sondern auch der niederländischen Sprache mächtig sind. Das ist ein Plus im Lebenslauf und der Bewerbung. Zudem beflügelt es den Gedanken eines geeinten Europas mit guten Nachbarn!

Darin sehe ich die Chance für die Isselburger Hauptschule. Möge sie sich öffnen und in mehrfacher Hinsicht Grenzen überwinden. Mit einem derartigen Curriculum und entsprechenden Partnerunternehmen in NL wäre sie m.W. weit und breit die einzige Schule, die so gut aufgestellt ist und die Jugendlichen bestens auf einen Arbeitsmarkt in den beiden Nachbarländern vorbereitet. Das wäre dann ein Alleinstellungsmerkmal der Hauptschule Isselburg. Eine Euregio-Schule Isselburg, damit hätte Isselburg (nicht nur Rat und Verwaltung, sondern alle Isselburger!) aus der Krise etwas gemacht und die Zukunft der Jugend gesichert. Auch die Betriebe werden dies sicherlich unterstützen – dies- und jenseits der Grenze.